Ukrainische Geflüchtete in Deutschland: Aufnahme droht Städte zu überlasten
Der Gemeindebund warnt vor Folgen von Wohnungsnot und Lehrkräftemangel für geflohene Ukrainer*innen. Integration sei „Dauerthema“.
Die Eltern der Kinder hätten derweil wegen der Mietenkrise kaum Chancen, eine Wohnung zu finden, weshalb die Kommunen weiter für die Unterbringung sorgen müssen. Das Resultat: Man sei an der „Grenze der Leistungsfähigkeit“, so Brandl, „die gesellschaftliche Akzeptanz droht gefährdet zu werden“.
Der Geschäftsführer des Bunds, Gerd Landsberg, warnte, die Hürden für Ukrainer*innen, in den deutschen Arbeitsmarkt einzusteigen, seien weiter zu hoch. Unterschiede beim Lehramtsstudium verhinderten etwa, dass die Abschlüsse ukrainischer Lehrer*innen in Deutschland einfach anerkannt würden. Landsberg lobte deshalb lokale Initiativen, im Zuge derer geflüchtete Lehrkräfte zunächst als sogenannte Lehrassisten*innen an deutschen Schulen arbeiten.
Eine Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hatte Mitte Dezember gezeigt, dass etwa ein Drittel der rund 1,1 Millionen nach Deutschland geflüchteten Ukrainer*innen dauerhaft bleiben möchte. Ein weiteres Drittel rechnet damit, mindestens bis Ende des Kriegs in der Ukraine in Deutschland zu leben. Rund ein Viertel der erwerbsfähigen ukrainischen Männer, die nach Deutschland geflohen sind, haben hier bereits eine Arbeitsstelle gefunden, bei den Frauen sind es 16 Prozent.
Landsberg forderte am Mittwoch, die Integration von Geflüchteten nicht als bloß temporäre Herausforderung misszuverstehen. „Niemand weiß, wie der Krieg weitergeht.“ Bund und Länder müssten deshalb die Erstaufnahmekapazitäten deutlich erhöhen. Und auch wenn der Krieg in der Ukraine ende, werde die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten in Zukunft wohl „Dauerthema“ bleiben. Große Fluchtbewegungen nach Deutschland seien weiter zu erwarten, auch weil der Klimawandel globale Krisen verschärfe.
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