Ukip-Chefin tritt ab: Nur 18 Tage an der Spitze
Diane James hat sich keine drei Wochen an der Spitze der britischen Rechtspopulisten gehalten. Sie gab an, ihr fehle die nötige Autorität und Unterstützung in der Partei.
Sie habe einsehen müssen, dass ihr die „nötige Autorität“ und „volle Unterstützung“ aller Parteikollegen fehle, um die von ihr angestrebten Veränderungen umzusetzen, teilte James mit. Auf diesen Zielen habe aber ihr Wahlkampf gefußt. Trotz des Rücktritts wolle sie das Mandat als Ukip-Abgeordnete im Europäischen Parlament behalten.
Der Telegraph hatte zuvor auch von familiären Motiven für James' Abgang berichtet. Sie habe sich in ihrer Rolle „unwohl“ gefühlt, seit sie an einem Bahnhof bespuckt worden sei, hieß es.
James hatte den Posten am 16. September vom charismatischen Parteichef Farage übernommen, der die UK Independence Party fast ein Jahrzehnt lang wie eine Ein-Mann-Partei geführt hatte. Nicht zuletzt seiner Popularität ist es zu verdanken, dass die Briten Ende Juni für einen Austritt aus der EU stimmten. Nach dem historischen Brexit-Referendum kündigte Farage seinen Rücktritt an, doch nun wird bereits spekuliert, ob er an die Parteispitze zurückkehren könnte.
Von Anfang an Zweifel
Seine Partei hatte mit dem Sieg im EU-Referendum den größten Erfolg ihrer Geschichte gefeiert – und damit zugleich ihr wichtigstes Anliegen verloren. James sollte die tief zerstrittenen Rechtspopulisten einen, Ränkespiele und Machtkämpfe beenden, nach dem Brexit-Votum neue Ziele definieren. Doch von Anfang an gab es Zweifel, ob ihr das gelingen kann – auch wenn die vorherige Vize-Vorsitzende als starke Rednerin und mediengewandt gilt.
In ihrer Antrittsrede als Parteivorsitzende hatte James vergangenen Monat einen „hundertprozentigen Brexit“ gefordert und die Regierung zur Eile bei den Austrittsverhandlungen gedrängt. Zudem kündigte sie an, Ukip zur zweitstärksten politischen Kraft nach den Konservativen in Großbritannien machen zu wollen. Eine gewagte Aussage, wo doch Ukip zurzeit nur einen Abgeordneten in Westminster stellt und das Mehrheitswahlrecht regelmäßig dafür sorgt, dass weder Tories noch Labour echte Konkurrenz von anderen Parteien fürchten müssen.
Wirklich erfolgreich war Ukip bislang ohnehin nur bei Wahlen zum Europaparlament. Da wurde die Partei 2014 stärkste Kraft und errang 24 Sitze. Bei der Wahl zum britischen Parlament 2015 verlor sie dagegen einen von zwei Sitzen.
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