: Überraschung, Überraschung!
■ Hamburger Band findet Major: Die 5 Freunde jetzt bei eastwest
Die 5 Freunde sind sechs. Weil Sängerin Julia nicht mehr Bass spielen wollte und die Band sich einen Bassisten suchte. Auch sonst haben die Hamburger eher wenig mit den Originalhelden zu tun. Popstars wollen sie werden (“Naja...“), Rock finden sie doof, ihr erklärtes Ziel ist „das Rockschwein zu schlachten“, ein Motto, auf das sie durch einen Plattentitel der Ska-Band The Membranes kamen. „Muskelshirts, bierbäuchige Roadies und Groupies, das ist Rock“, erklärt Felix, der Tastenmann, den Rockpig-ismus. Und sowas haben die 5 Freunde nicht? „Öh... Nee.“
Fest steht: Spaß haben sie. Spaß an funniger Beat-Mucke mit Trompeten, Querflöten, Hammondorgeln und deutschen Texten, die das junge Leben schrieb. Herrlich unverblümt, diese Glorreichen Sechs. Thematisieren doch glatt den Verlust der Telefonnummer des Flirts vom letzten Abend oder das, was in Reihe 12 auf Platz 4 im Kino passiert - nichts nämlich. So richtig was zum Mitfühlen.
Den Independent-Status haben sie bald überwunden. Nach vielen Absagen von größeren Firmen und dem Erscheinen der EP Supertronic auf dem Indie-Label Marsh-Marigold hat das Label Autarc aus dem Hause east west records großes Interesse an den Beatpoppern gezeigt und kaufte - die Labelchefs hatten sich noch kein Konzert der 5 Freunde gegönnt - die Katze im Sack. Woher der heiße Tip kam, bleibt ungeklärt.
Daß sich Tonträger in Auflagenhöhen wie die Hörspiele der „echten“ Fünf Freunde verkaufen werden, ist natürlich nicht garantiert. „Wir sollen ja auch nicht die neuen Fury in the Slaughterhouse auf Autarc werden“, sagt Sandra, die Schlagzeugerin. Vielmehr versprechen sich die 5 Freunde bessere finanzielle und zukunftsorientierte Unterstützung.
Problematisch war bisher der Vertrieb: Während die Fünf in Hamburg schon viele Fans haben und man ihre Scheiben auch in Frankreich und Japan bekommen kann, sind sie in Süddeutschland noch gänzlich unbekannt. Das soll sich spätestens mit dem für Anfang '95 auf Autarc angekündigten Album ändern. „Der Major-Deal heißt aber nicht, daß wir stilistisch jetzt glatter oder braver werden“, verspricht Julia, Sängerin, Gitarristin und Multiinstrumentalistin bei den „Freunden“. Und das wäre ja auch schade - das würde nämlich gar keinen Spaß mehr machen!
Katharina Frier
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen