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Übergangswesen Carcass

Die Larve war schon aufgeplatzt, aber ein Schmetterling konnte noch nicht ausgemacht werden. So mußten/wollten 600 Besucher der Markthalle sich mit einem sich angestrengt windenden Übergangswesen einer Band zufriedengeben, die höhere Ziele hat. Höhere Ziele als das Spielen guter Musik. Denn die blieb bei Carcass' unüberseh/hörbarem Versuch, eine „richtige“ Metalband mit allem Pomp und aller Peinlichkeit zu sein, dummerweise auf der Strecke.

Dem (nicht repräsentativen) Häufchen, welches sich mit Wehmut an die ein paar Jahre zurückliegenden Verstöße dieser Band gegen Metalklischees, Hörgewohnheiten und Geschwindigkeitsgrenzen erinnerte, wurde geboten, was wiederholte Gänge vor die Tür vonnöten machte. Derweil feierten die Geschichtslosen ihre vollwertigen Metal-Heroen (gestern auf MTV - heute live), wenn auch - ob der nicht aus allen Songs wegretuschierbaren Grindcore-Reste - nicht ganz so vollmundig.

Denn auch wenn mit unerbittlicher Grausamkeit noch in das originellste Kleinkunstwerk vergangener Tage nachträglich ein flirrendes Solo integeriert wurde, so war natürlich die Mitgröl- und Headbang-Qualität jener Stücke trotzdem gleich Null. So steht der Band mit dem Ziel „große weite Welt“ auf diesem Weg noch das Abstoßen einiger Altlasten bevor. Jeff Walker sollte sich endgültig vom Mikro verabschieden - dieses giftige Gekeife mag niemand hören, der für viel Geld eine Stunde einen ordentlichen Metal-Traum haben will. Da wird es diese Band schwer haben, fern von alten Freunden des ungezügelt Kaputten (einst mal voran John Peel) und nicht warm mit der auf Konsum von Effekt-Klangbrei gleichgeschalteten Jugend ein Plätzchen zu finden. Wenn Reife, wie Carcass ihren Prozeß gerne bezeichnen, so aussieht, dann lieber Grönemeyer: „Kinder an die Macht“.

Uschi Steiner

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