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Archiv-Artikel

Überflüssige Literaturbürokraten

betr.: „Sich selbst mal auf Null stellen“, taz nrw vom 20. 12. 03

Von den LeiterInnen der Literaturbüros ist bis zum heutigen Tag kein bedeutender NRW-Autor aufgespürt worden. [...] Ähnlich wie bei den Gebissträgern des Schriftstellerverbands gibt es auch bei den Literaturbürokraten einen extremen Unwillen, Dinge an die nächste Generation weiterzugeben. Die Gestaltungskraft der Literaturbüros erschöpft sich darin, durch geschickte Klientelpolitik an der Macht zu bleiben. Dahinter steckt eine Kälte, eine Aggression, die stutzig und traurig macht. Man merkt deutlich, wie eine Generation von Kulturbeamten die Macht nicht aus den Händen geben will. Diese Literaturbürokraten haben zweifellos ihre historischen Meriten, aber keinen Ort in der Jetztzeit. Die Literaturbürokraten interessieren sich nicht für „das Andere“, das, was über sie selbst hinausgeht, also das, was sie beunruhigen und interessieren könnte, sondern immer nur für das, was sie selbst bestätigt und ihnen selber nützt. [...]

Diese Literaturbürokraten hangeln als Touristen durchs eigene Leben und benutzen die Vitalität anderer, um etwas veranstalten zu können, bleiben selbst aber in sicherer moralischer Distanz und können je nachdem, was ihnen mehr nützt, sich entweder als „gute KollegInnen“ bezeichnen oder eben „entrüstet“ distanzieren. Pseudo-Bescheidenheit und Gutmenschentum sind schlicht und einfach der Karriere in Institutionen und Verbänden förderlich. Wer „Demut“ zeigt und sich mit politisch-moralischer Korrektness äussert, dokumentiert, dass er bereit ist, sich einer Hierarchie zu unterwerfen; dafür wird er mit sozialem Aufstieg und einem guten Gehalt belohnt. Die Literaturbüros sind bürokratisch, d.h. selbstreferentiell, ausgerichtet auf die Erhaltung des Status Quo. [...] Es ist nicht fair, den Menschen wichtige Ideen mit einer rebellischen Attitüde vor die Füße zu werfen. Man muss die Leidenschaft für abstrakte Denkmodelle mit der Lust am Fabulieren verbinden. Und man darf unter der Arbeit nie vergessen: Nicht die Preise, Beziehungen oder Interviews zählen, sondern ausschließlich die Arbeit. [...]

ANDRASCZ JAROMIR WEIGONI, Düsseldorf

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