Über die taz Panter Workshops: Geschichten aus dem wahren Leben

Wir setzen auf Vielfalt bei der Nachwuchsförderung, denn jede Redaktion kann Quereinsteiger*innen gebrauchen.

Konzentriert bei der Sache: Redakteur Deniz Yücel mit Nachwuchsjournalist*innen des taz Panter Workshops im Jahr 2014 Bild: Anja Weber

von Paul Wrusch

Ich erinnere mich an Julia. Sie hatte gerade ihre Lehre als Schreinerin abgeschlossen und wollte mal in die taz reinschnuppern. Ihre Hände gezeichnet von Holzarbeiten, ihr Kopf frei von studentischen Theoriegebilden und voller Ideen. Bei der ersten Redaktionskonferenz des Workshops – der Erfahrung nach stets der anstrengendste Teil, weil hier aus vagen Themen konkrete Geschichten entstehen sollen – hatte sie die spannendsten Vorschläge. Geschichten aus dem Leben, nicht aus dem Hörsaal.

Ich erinnere mich an Mohamad aus Syrien, sein Deutsch war noch nicht sehr gut, aber Vorschläge hatte er viele ­– und Kontakte zu Menschen, an die wir normalerweise nicht herankommen. Oder Kai, er machte eine Lehre als Banker, fühlte sich zunächst etwas fremd, taute aber schnell auf und wurde zu einem der präsentesten Teilnehmer des Workshops. Oder Paul aus Berlin. Er hatte gerade Abi gemacht, arbeitete in Berlin-Kreuzberg in einem Jugendclub und bei anderen sozialen Projekten, hatte mit Journalismus nichts am Hut, kannte aber Dutzende Menschen von der Straße und schlug ein Thema nach dem nächsten vor. Oder zuletzt Sophie, die als Krankenschwester arbeitete, erst unsicher und zurückhaltend im Kreis der NachwuchsjournalistInnen, die teils schon etliche Praktika hinter sich hatten, am zweiten Tag dann aber euphorisch bei der Sache. Alle dachten nicht über Formate, Hypothesen, Framing oder Linkssein nach, sondern schlugen vor, was sie selbst interessierte.

Homogene Redaktionen

Es ist ein wenig wie mit der Quereinsteiger-Debatte bei Lehrer*innen. Der klassische Weg dort: Schule – Uni – Schule. Die besten waren immer die Lehrer*innen, die aus dem Leben kamen, die was zu erzählen hatten, jenseits von Schule und Uni. Der klassische Weg bei JournalistInnen: Schule – Uni – Journalistenschule – Redaktion. Die Folge: Mittelschichtskinder vereinen sich zu homogenen Redaktionen. Kaum Quereinsteiger*innen, kaum Vielfalt.

Die Panter Stiftung legt mit ihren bislang 24 Workshops viel Wert auf Diversität. Alter, Geschlecht, sozialer Background, Herkunft. Und genau das macht das Projekt spannend und wichtig. Nichts gegen Studierende der Politikwissenschaft. Aber ein Ingenieur, eine Floristin, eine Chemikerin bereichern diese Runden. Mit ihnen an einer Zeitung zu arbeiten macht Spaß, weitet den Horizont.

In jedem Fall wünschenswert

Ob Julia, Mohamad oder Sophie nach ihren Workshops im Journalismus bleiben, wissen wir nicht, Wege verlaufen sich, Kontakte brechen ab. Es wäre aber in jedem Fall wünschenswert. Denn jede Redaktion kann Quereinsteiger*innen gebrauchen, die Erfahrungen aus dem „echten Leben“ mitbringen.