verpasst? : Über den Dissens
Do., 22.15 Uhr, ZDF,
„Maybrit Illner“
Auch Wolfgang Schäuble hat mal Recht. „Es ist keine gute Idee, zugleich über Terrorismusbekämpfung und Integration zu diskutieren“, war sein erster Satz zu Moderatorin Maybrit Illner. Die ließ sich aber nicht beirren und fragte in ihrer Diskussionsrunde munter alle Konflikte ab, die irgendwie mit dem Islam zu tun haben: „Warum melden Eltern muslimische Mädchen aus dem Schwimmunterricht ab?“, „warum berufen sich soviele Terroristen auf den Koran?“ Als Ankläger hatte Illner den Historiker Ekkehart Rotter eingeladen, der den Islam als „totalitäre Ideologie“ anprangern durfte. Faktisch fanden zwei Diskussionen statt. Gegen die Provokationen von Rotter und Illner wehrten sich die Vertreter der Muslime – Kadriye Aydin, kopftuchtragende Rechtsanwältin, und Ayman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime – gemeinsam mit der Grünen Renate Künast und auch Wolfgang Schäuble, CDU. „Die ganz große Mehrheit der Muslime ist friedliebend“, betonte der Innenminister mehrfach. Bei der eigentlich relevanten Frage, wie Integration in Deutschland gelingen kann, diskutierten die vier dann aber lebhaft kontrovers. Da forderte Künast von Schäuble etwa mehr Geld für Sprachkurse, während Aydin und Mazyek den erschwerten Ehegattennachzug als Diskriminierung der Türken kritisierten. Insgesamt war es jedoch eine Debatte, die nicht emotionaler ablief als andere innenpolitische Diskussionen auch. Das Gespräch über den Dissens war quasi ein Zeichen für gelingende Integration. Als Integrationshindernis erwiesen sich eher diejenigen, die Muslime pauschal als unintegrierbar zu entlarven versuchten. CHRISTIAN RATH