: Über Ostberlin direkt nach Bonn
■ PDS-Landesparteitag: Petra Pau wieder Vorsitzende
Die PDS will in Ostberlin so viele Wählerstimmen mobilisieren, daß sie 1994 über Direktmandate in den Bundestag kommt. Der frühere Bundesvorsitzende Gregor Gysi und die wiedergewählte Landesvorsitzende Petra Pau zeigten sich am Wochenende auf dem Landesparteitag der PDS zuversichtlich, daß ihre Partei so die Fünf-Prozent-Hürde umgehen könne. „Wir können uns nur durch Eigentore aus dem Bundestag hebeln“, meinte Gysi. Drei Direktmandate sind das Ziel der Berliner PDS. Die 30jährige Lehrerin Petra Pau war am Samstag mit 80 Prozent der Stimmen wieder zur Vorsitzenden des 24.000 Mitglieder starken Landesverbandes gewählt worden. Die anderen Vorstandsposten wurden zu zwei Dritteln mit neuen Gesichtern besetzt.
Frau Pau warf der Großen Koalition vor, die Zukunftsentwicklung der Stadt ausschließlich an die Großprojekte Olympia 2000 und Umzug von Parlament und Regierung gebunden zu haben. Beide Pfeiler seien weggebrochen. Die PDS habe nun die Chance, sich gegen das „Hasardspiel“ der Großen Koalition als verantwortungsbewußte Oppositionskraft zu beweisen. Ein Strategiepapier des Vorstands wirft dem Senat vor, mit der einseitigen Orientierung in Richtung Dienstleistungszentrum den Abbau industrieller Strukturen zuzulassen. Berlin drohe zum Zentrum sozialer Gegensätze zu werden.
In einem Bericht an den Parteitag hatte der alte Vorstand eingeräumt, daß es in der Berliner Landesorganisation nach wie vor „unterschiedlichste Auffassungen“ zur DDR-Vergangenheit gibt. Doch nehme der Wille der Parteibasis zu, „sich substantiell mit Fehlern, Irrtümern, Defiziten, aber auch mit Vergehen und Verbrechen auseinanderzusetzen“. In Westberlin sei es nicht gelungen, wesentliche Fortschritte beim Aufbau der PDS zu erzielen. ADN/dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen