■ Bonn-apart: Über Forschungshilfen
Deutschland ist ja zur Zeit voll beschäftigt. Unaufhörlich wird in das Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung investiert. Und fast jeder macht mit: Die ABM-Kräfte, die Arbeitslosen, die Sozialhilfeempfänger, die Kranken. Sie entbieten ihren Obolus, damit andere in Wachstum und Beschäftigung investieren können. Jeden Tag werden neue Investoren zum Mitmachen aufgefordert: Rentner, Autofahrer, Briefschreiber. Leider hat das solidarische Investieren unwillkommene Nebeneffekte. So mancher bräuchte das in Wachstum und Beschäftigung investierte Geld für sich selbst. Doch Wehleidigkeit hilft nicht weiter. Wo gebaut wird, entstehen Löcher. Bevor das Fundament für das Hochhaus gegossen wird, muß erst das Loch dafür gegraben werden. Und das bedeutet nun mal: Wo gehobelt wird, fallen Späne, der Schweiß fließt, es gibt viel Dreck und viel Lärm.
Das betrifft natürlich nicht jeden. Einige müssen noch einen klaren Kopf behalten. Schon allein, um die negativen Folgen dieses emsigen Schaffens zu kompensieren. Nicht überall dürfen daher Löcher gerissen werden.
Die Bundesregierung weiß das. Sie fördert weiterhin unverzichtbare Forschungsvorhaben. So ist Prof. Dr. D. Hackfort, Neubiberg (Bayern) mit dem Projekt „Emotionsmodulation“ betraut. Was mag sich dahinter verbergen? Gewerkschafter könnten durch Formung ihrer Emotionen dazu gebracht werden, ihre Aggressionen statt durch Arbeitskämpfe durch produktive Arbeit abzureagieren. Der soziale Frieden bleibt erhalten, der Standort Deutschland sicher. Und das für nur 55.762 Mark.
Oder nehmen wir den Posten „Ärgerkontrolle“, der an Prof. Dr. D. Teipel in Jena geht. Ärgern kann ja auch krank machen. Und krank sein kostet neuerdings Geld und darüber ärgert man sich und das macht noch kränker. Wie gut, daß D. Teipel für 33.000 Mark dazu beitragen will, den Krankenstand zu senken.
Ein Vorhaben hat nicht geklappt: Die Erforschung der „konsensualen Reduktion von Haushaltslöchern“. Es sollte 2.397 Mark kosten und an T. Waigel gehen. Doch der ist verhindert. Er hat sich in irgendwelche Löcher verbohrt. Markus Franz
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