: Über AIDS–Infektion an Methadon
■ Ahlener Drogenberatungsstelle fürchtet, daß Heroinabhängige sich absichtlich mit AIDS infizieren, um Methadon zu bekommen / Informationspolitik der NRW–Landesregierung kritisiert
Bochum (taz) - Das ab 1. Oktober in Essen, Bochum und Düsseldorf anlaufende sogenannte Methadon–Projekt der Landesregierung schlägt bereits im Vorfeld hohe Wellen. Es geht darum, Heroinabhängige durch die von ärztlicher Seite überwachte Abgabe des Medikaments Methadon (Handelspräparat Polamidon) kurzfristig aus der möglichen Beschaffungskriminalität zu bringen und langfristig die bislang sehr hohe Rückfallquote zu senken. Fixer gibt es indessen natürlich nicht nur in Essen, Bochum und Düsseldorf. So bemängelt Edwin Scholz, Leiter der Drogenberatungsstelle in Ahlen/Westfalen, daß das Projekt bei vielen Klienten zwar große Hoffnungen erweckt habe. Wer jedoch das Pech hat, nicht in einer dieser drei Städte zu wohnen, gehe leer aus. Zudem sei die Informationspolitik der Landesregierung miserabel. Es gäbe keine konkreten Handlungsanweisungen an die Drogenberatungsstellen. Bei einem Symposium „AIDS und Drogenabhängigkeit“, das vor einigen Wochen von der AIDS–Hilfe in Herne veranstaltet wurde, erklärte der Landesdrogenbeauftragte Hüsken, daß die Indikation für Methadon über den Projektrahmen hinaus für AIDS–infizierte Fixer gegeben sei. Edwin Scholz weiß aus Gesprächen mit seinen Klienten, daß viele von ihnen ein starkes Interesse an der Methadon–Behandlung haben. Er befürchtet, daß einige versuchen werden, über den Umweg einer absichtlich herbeigeführten AIDS–Infektion das Medikament von ihren Hausärzten erhalten. Unsachlich werde die Diskussion dann, wenn Gegner des Methadon–Projekts die ohnehin nicht ausreichende Maßnahme als Ursache für zunehmende AIDS–Erkrankungen verantwortlich machen wollen. Selbst das eher mager ausgefallene Projekt bereitet bei der Durchsetzung in der Praxis So hat sich in Essen bisher noch kein Krankenhausträger bereit gefunden, die Methadon–Maßnahme durchzuführen. me
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