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Übel liegt an Tor-Wurzel

■ Polizei will das Brandenburger Tor vor Durchfahrt von Privatfahrzeugen schützen — aber nicht für ewig

Berlin. Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) denkt nicht daran, die Öffnung des Brandenburger Tores wegen der unerwünschten Nebenwirkungen rückgängig zu machen. Vielmehr soll die Polizei durch neue Abschreckungsmaßnahmen dafür sorgen, daß private Blechkutscher aus Marzahn und Wanne-Eickel den Torweg nicht weiterhin als prestigeträchtige, aber gleichwohl verbotene Abkürzung benutzen. So bat er die Polizei zu prüfen, ob Autofahrern nach Ende der Eingewöhnungsphase in den nächsten Tagen nicht höhere Bußgelder als bisher abgeknöpft werden könnten. In einem Schreiben an die Polizei vom Freitag regte er daneben an, in dem Bereich der Toreinfahrt am Pariser Platz/ Ecke Unter den Linden mehr oder größere Schilder aufzustellen, die klarmachen, daß die Benutzung der Busspur durch den Kaiserbogen nur Bussen, Taxis und FahrradfahrerInnen erlaubt ist. »Anscheinend wollen die meisten von Osten nach Westen durch«, kommentiert die Haase- Sprecherin Uta-Micaele Dürig. Zweifelsohne sei das übliche Bußgeld von 20 Mark »nicht abschreckend genug«.

Unterdes bezeichnete die Polizei Haases Vorschläge gestern schon als untauglich. Die illegale Durchfahrt unter den Schwingen der Quadriga sei doch einfach »der große Jux«, sagte Polizeisprecher Hans-Eberhardt Schultz. Mehr oder größere Verkehrsschilder würden deshalb »mit Sicherheit nicht helfen«. Auch bei der Bemessung der Bußgelder seien die Ordnungshüter an Gesetze und Verordnungen gebunden. Wenn nicht besondere Verkehrsbehinderungen oder Belästigungen vorlägen, seien 40 Mark »das Ende der Fahnenstange«.

Nach Angaben des Sprechers hat die Polizei zwischen dem 31. Mai und dem Morgen des 1. Juni allein 35 Knöllchen ausgeschrieben. Die Autofahrer legten sogar ausdrücklich Wert auf den Bußgeldbescheid »als Beweis für eine abgelegte Mutprobe«. Sie seien »ausnahmslos zahlungswillig«.

So sei das Tor-Übel »an der Wurzel« die Öffnung an sich. Die Polizei werde auch künftig die Durchfahrt der Privatautos durch das Tor verhindern, versicherte davon abgesehen gestern Innensenator Heckelmann vor dem Innenausschuß des Abgeordnetenhauses. Laut Heckelmann kann die Bewachung des prominenten Ortes allerdings »kein Dauerzustand« sein. thok

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