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Archiv-Artikel

ÜBER DEN ERFOLG DES UNI-STREIKS ENTSCHEIDEN NICHT DIE STUDENTEN Der unbekannte Einfluss

Trotz entschlossener Aktionen, die Studentenproteste klingen ab: Es bleibt ja auch nur noch ein knapper Monat, um die Wintersemester-Scheine zu machen. Dies den Studenten als Schwäche auszulegen, wäre böswillig. Auch wenn es noch nicht augenfällig ist: Dieser Streik hat viel mehr erreicht als die Proteste vergangener Studentengenerationen. Das Elend der deutschen Universitäten ist ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Und mehr: Die Art, wie dieses Land Bildung organisiert, wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. Wirkung ist also zweifellos vorhanden. Aber waren die Studentenproteste auch ein Erfolg?

Faire Kriterien zur Beantwortung dieser Frage können nur von den Studenten selbst kommen. Was wollten sie? 1. Die Rücknahme der teilweise drastischen Kürzungen der Mittel für die Universitäten. 2. Die Rücknahme aller Versuche, Studiengebühren in offener oder versteckter Form einzuführen. Was haben sie bekommen? 1. Keine Landesregierung ist auch nur um einen Euro von ihren Sparplänen abgerückt. 2. Die Einführung von Studiengebühren ist durch die Proteste eher beschleunigt worden. Das linksnostalgische Ausweichargument, ein paar frische Jahrgänge wären durch die Proteste politisch sozialisiert worden, verfängt nicht: Es gelang nicht, den Sozialabbau oder auch nur die Unigremien zu Themen des Protestes zu machen. Misst man die Studentenproteste an ihren Forderungen, waren sie ein Misserfolg.

Löst man sich allerdings von der Perspektive der Protestierer, entsteht ein anders Bild. Proteste haben vor allem die Funktion, auf Probleme hinzuweisen. Für die Lösungen sind in modernen Gesellschaften andere zuständig: Ob sich die Lage an den Unis bessert, ob die Studentenproteste also letztlich ein Erfolg werden, entscheiden nicht die Studenten. Die Politik muss die Antwort auf die Frage geben, wie es gelingen kann, das Bildungssystem zu rationalisieren und ihm gleichzeitig neue Mittel zu erschließen. Hier ist das intellektuelle Angebot erschreckend dünn, wie das öffentliche Herumfuchteln der SPD mit dem schlichten Gedanken „Eliteuniversität“ zeigt. ROBIN ALEXANDER