: USA
Preis der Freiheit: Man muss es sich nur leisten können
Harvard, Princeton, Stanford, Yale, Cornell – schmückt einer dieser Namen der Ivy League genannten Eliteuniversitäten den Lebenslauf, hat man bereits gewonnen, egal um welchen Job man sich bewirbt. Wer hier studiert, ist entweder die Tochter von Bill Clinton oder George Bush jr., oder besser noch extrem gut betucht und manchmal auch einfach nur genial.
Aber es gibt eine Hintertür ins akademische Paradies: Man kann sich aus dem Vorlesungsverzeichnis einfach einzelne Kurse – für rund hundert Dollar – aussuchen, wie zum Beispiel das in Deutschland selten angebotene Creative Writing. Damit umgeht man nicht nur die exorbitanten Kosten eines Studiums, sondern auch die schwierige Aufnahmeprüfung oder den für alle zukünftigen Studenten notwendigen landesweiten Aufnahmetest. Zum Abschluss reicht die Methode indes nicht.
Amerika ist international das begehrteste Studienland, denn durch die extrem hohen Unigebühren sind die Fachbereiche auch extrem gut ausgestattet. The land of the free – dieser Werbespruch für die amerikanischen Nation gilt ebenso für die Forschung. Grundsätzlich kann man erstmal alles denken und ausprobieren. Man darf mit gewagten Thesen provozieren – wie zum Beispiel, dass Romeo und Julia ein schwules Paar waren – ohne dass die Gelehrtenwelt Kopf steht.
Wer das Angebot für Gaststudenten nutzen will und nur einzelne Kurse besucht, sollte nach Westen, nach Berkeley (Kalifornien) gehen. Denn hier ist bereits der Campus so traumhaft, dass man das Innere der Vorlesungssäle nicht so sehr vermisst. Und die Bibliotheken kann man trotzdem nutzen. Sieht man die Professoren auch nicht alle aus der Nähe, so kann man wenigstens ihre prachtvollen Villen auf den Hügeln um die Uni herum bewundern. In typisch amerikanischer Manier versucht die Architektur möglichst viele Stile aus möglichst verschiedenen Zeiten nachzuahmen. Am Ende sieht alles ein bisschen aus wie Disney World, nur schöner. Wer die Nacht in einem der studentischen Verbindungshäuser durchtanzt hat, sollte morgens in Blickrichtung San Francisco beobachten, wie die Golden Gate Bridge aus dem Nebel auftaucht.
In den USA sind weiterführende Schulen aufgeteilt. Siebzehn- bis 22-Jährige gehen oft nicht sofort auf die Uni, sondern besuchen erstmal ein College, in dem man nur die unteren Abschlüsse erwerben kann. Zwei Punkte dieses anglo-amerikanischen Bildungssystems haben einige deutsche Universitäten oder Fakultäten überzeugen können, so dass sie teilweise jetzt auch bei uns eingeführt worden sind: der Bachelor, ein Abschluss nach drei Jahren Grundausbildung, sowie das credit point-System, in dem der Studierende pro Prüfung Punkte sammelt und erst mit einer bestimmten Zahl zur Abschlussprüfung zugelassen wird. Die Leistungen des gesamten Studiums sind hier relevant für die Endnote.
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