: USA: Freies testen
■ Gemeinsamer Sieg zweier Rüstungslobbys
Die amerikanische Begründung, daß Atomwaffen getestet werden müßten, solange es sie noch gibt, heißt im Klartext: ihre Weiterentwicklung muß weitergehen, solange man keine effizienteren Massenvernichtungswaffen gefunden hat. In der Ablehnung, sich dem einseitigen Teststopp der Sowjetunion anzuschließen, war die Regierung Reagan immer beinhart. Das Angebot, im amerikanischen Senat jetzt zwei Verträge aus den 70er Jahren zu ratifizieren, ist dazu sicherlich eine nette Geste. Aber die im sogenannten „Schwellenvertrag“ von 1974 festgelegte Obergrenze von 150 Kilotonnen ist sowieso überholt. Als Gorbatschow seine weitreichenden Abrüstungsvorschläge 1985 erstmals mit einem Teststopp garnierte, wollte er in der westlichen Öffentlichkeit seine Glaubwürdigkeit dokumentieren. Damit ist er vorläufig gescheitert. Denn Glaubwürdigkeit spielt nur dann eine Rolle, wenn es bei Verhandlungen erstens tatsächlich um Lösungen geht, und zweitens die angesprochene Öffentlichkeit überhaupt interessiert ist. Nach der letzten Verlängerung im August 1986 war von hohen sowjetischen Militärs mehrfach geäußert worden, daß der Teststopp „erheblichen Schaden“ anrichtet. Seine Widerrufung ist ein Sieg der amerikanischen und der sowjetischen Rüstungslobby. Dennoch sollte man nicht pessimistisch sein. Vielleicht können sich die Supermächte auf einen Teststopp bei Armbrüsten einigen. Erhard Stölting
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