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US-Position ambivalent

Charles Taylor, der sich anschickt, in Liberia die Macht zu übernehmen, begann seine Karriere als Regierungsbeamter in Monrovia. 1983 wurde er der Unterschlagung öffentlicher Gelder bezichtigt und floh in die USA. Von dort ging es weiter nach Libyen und später in die Hauptstadt von Burkina Faso, Ouagadougou. Am 26. Dezember 1989 begann er mit seiner „Nationalen Patriotischen Front“ den „Marsch auf Monrovia“. Gerüchte besagen, der danach von ihm ausgerufene Befreiungskrieg sei von Libyen finanziert worden; die 4.000 Soldaten unter seinem Kommando sollen in Burkina Faso oder Libyen selbst ausgebildet worden sein. Am 14. und 15.Februar 1990 wurde aus Transportflugzeugen eine größere Waffenlieferung in den Rebellenlagern auf dem Territorium der Elfenbeinküste abgeworfen. „Aus dem Norden“ stammten die Waffen, hieß es dazu von offizieller Seite.

Die libysche Verwicklung hat nicht, wie sonst üblich, zu Alarm in den USA geführt. Unter dem Eindruck der Menschenrechtsverletzungen durch die Armee rückt Washington vielmehr von seinen ehemaligen Verbündeten in Monrovia ab. Nachdem die Vereinigten Staaten gemeinsam mit Israel dem Diktator Doe noch vor wenigen Wochen Militärberater und Waffen zur Verfügung stellten, gerät Washington nun immer mehr unter Druck, einen Positionswechsel zu vollziehen. Als ein amerikanischer Militärangehöriger starb, der an einem Kontrollposten in Monrovia angeschossen worden war, protestierten die USA energisch und vermieden es demonstrativ, Doe am 12. April zum 10. Jahrestag seiner Machtergreifung zu gratulieren.

Während US-Botschafter Bishop „turnusmäßig“ nach Washington beordert wurde, sollen bereits inoffizielle Kontakte zu Rebellenführer Taylor geknüpft worden sein. Vergangene Woche hat US-Präsident Bush dem liberianischen Verbündeten die Meistbegünstigungsklausel entzogen. Die militärische und zivile Zusammenarbeit wurde bereits im letzten Jahr auf ein Minimum zusammengestrichen. Solch ein symbolischer, aus allzu später Erkenntnis geborener Gestus ist Ausdruck amerikanischen Zorns. Washington glaubt aber noch an die Möglichkeit einer „politischen Lösung“.

Die USA wissen, daß es vor Ort genügend Gründe gibt, sich gegen das Zwangsregime Samuel Does zu erheben. Die Frage ist nur, was seinem wahrscheinlichen Sturz in Liberia folgen könnte. Charles Taylor hat darauf lakonisch geantwortet: „Jetzt ist Krieg. Nachher können wir weitersehen. Im Prinzip bin ich für eine pluralistische Demokratie. Aber natürlich habe ich nicht all die Jahre gekämpft, um jemand anderen in den Präsidentensessel zu heben.“

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