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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Wie erst vor kurzem bekannt wurde, starb am Weihnachtstag Walter Jonigkeit. Der Pionier des deutschen Kinos war 102 Jahre alt. Seinen größten Erfolg hatte er mit dem traditionsreichen Delphi-Filmpalast, mit dem er nach dem Krieg für Unterhaltung sorgte. Das 1949 eröffnete Haus hatte die damals größte Leinwand und war mit seinen über tausend Plätzen deutschlandweit unübertroffen. 1932 gründete Jonigkeit das Kino Kamera unter den Linden. Die Kamera war eines der ersten Repertoirefilmtheater in Deutschland, das die Filme in Programmheften ankündigte, auf die Wünsche der Zuschauer einging und auch alte Filme wieder spielte. Jonigkeits zweites Kino lag in Charlottenburg und heißt heute noch Die Kurbel. Bereits 1946 baute er innerhalb von zwei Jahren seinen eigentlichen Filmpalast auf: vier stehen gebliebene Wände eines Tanzpalastes neben dem Theater des Westens. Der damalige Bürgermeister Ernst Reuter half mit Zement und Steinen, und Jonigkeit konnte den alten Palast in vereinfachter Form wiederherstellen lassen. Bei der Premiere, einer Aufführung von „Lord Nelsons letzte Liebe“, sind die Repräsentanten der englischen Besatzungsmacht anwesend. Für seine besonderen Verdienste um die Filmwirtschaft wurde Walter Jonigkeit das Verdienstkreuz am Bande verliehen.