U21-Fußball-Nationalmannschaft: Dreifach-deutscher Doppelpack
6:1! Ein U21-Fußballnationalteam aus zahlreichen Bundesligaspielern deklassiert Argentinien. Der DFB berauscht sich an seiner Nachwuchsarbeit.
OFFENBACH taz | Diese Sommerpause, das hat einer wie Lewis Holtby früh festgestellt, ist viel zu lang. „Ich brauche nicht vier Wochen Ruhe“, sagte der Kapitän der U21-Nationalmannschaft, die Argentinien mit einer 6:1-Packung am renovierten Bieberer Berg in Offenbach gedemütigt hatte.
Der bald 22-jährige Schalker geht als Anführer dieser vielversprechenden Rasselbande voran, die auch deshalb topfit wirkte, weil sich nicht nur Holtby einen Privattrainer engagiert hatte. Die Überlegenheit der nächsten Nachrücker in die DFB-Elite gegen die einst stilprägenden Südamerikaner wirkte beängstigend. „Früher waren wir froh, wenn in der U21 einige Stammspieler aus der Zweiten Liga dabei waren, heute sitzen gestandene Bundesligaspieler auf der Bank“, stellte Leverkusens Nachwuchsexperte Michael Reschke als einer der vielen Späher im Stadion fest. „Unsere Nachwuchsarbeit ist Weltklasse.“
Mittelfeldantreiber Holtby erzählte nach seinem Doppelpack (36./61.) von seinen schweißtreibenden Zusatzschichten mit Christian Titz, einem über seine Berateragentur vermittelten Trainer des FC Homburg. „Lewis ist keiner, der die Sache leicht und locker angeht“, sagte auch U21-Nationaltrainer Rainer Adrion, der insgesamt von einer „tollen Leistung“ schwärmte.
Seine weiteren Doppeltorschützen, der Hamburg-Rückkehrer Maximilian Beister (23./57.) und der Neu-Hoffenheimer Kevin Volland (67./90.), zählten zusammen mit Moritz Leitner und Sebastian Rode zu den herausragenden Figuren einer rauschhaften Darbietung, die dem neuen DFB-Sportdirektor Robin Dutt („beeindruckende Spielfreude“) ein Grinsen ins Gesicht zauberte.
Ziel EM 2013
Nun soll der Kantersieg der wichtigsten DFB-Nachwuchsmannschaft den Rückenwind geben, um nach den Qualifikationsspielen gegen Weißrussland und Bosnien-Herzegowina im September auch die Play-off-Duelle Mitte Oktober zu überstehen und an der U21-EM im Sommer 2013 in Israel teilzunehmen.
„Wir wollen da unbedingt hin“, verspricht Adrion, wohl wissend, dass eine Serie von neun Siegen ein Muster ohne Wert wäre, würde die Teilnahme unter seiner Regie ein zweites Mal verspielt werden. Schlimm genug, dass sich der deutsche Nachwuchs seit 1988 nicht mehr für Olympische Spiele qualifiziert hat.
Wie fokussiert die jungen Hoffnungsträger sind, soll zwar nicht dadurch belegt werden, dass sie beim Abspielen der Nationalhymne alle brav mitsangen, aber Holtby gab dies als Losung aus: „Wir müssen zusammenrücken, um große Ziele zu erreichen.“ Der aufgeweckte Vordenker will vor allem erkannt haben, welche Karrierechancen eine mit einem Titel dekorierte Auswahl besitzt.
„Wir wissen, wie viele Jungs es von den letzten U21-Europameistern in die A-Mannschaft geschafft haben.“ Er hat die Neuer-Boateng-Hummels-Khedira-Özil-Generation vor Augen, die 2009 in Schweden den EM-Titel gewann und danach den direkten Durchmarsch schaffte. Dafür lohnt es sich, auf ein bisschen Urlaub zu verzichten.
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