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berliner szenenTunnelgangster

Kreativ sparen

Kurz bevor das Haus an einen ostholsteinischen Finanzbeamten rückübertragen wurde, legte sich die kommunale Wohnungsbaugesellschaft noch einmal ins Zeug. Nun leuchtet mein Namensschild von einem wuchtigen Briefkasten in Braun-Metallic. Im trüben Licht der Wintersonne lese ich im Innenhof meine Post. „Freuen Sie sich auf schonende Sanierung des Hauses! Verfolgen Sie den Fortgang der Bauarbeiten aus Ihrer gewohnten Umgebung!“, jubelt der neue Vermieter. Immerhin. Ein Hausbesitzer in der Greifenhagener Straße hat neulich die Gasleitungen angesägt, um das Haus und die sanierungsunwilligen Mieter loszuwerden. Man darf gespannt sein, was in unserem Fall geplant ist. Wahrscheinlich wird das Haus abgerissen, während wir vom Fenster aus zuschauen. Vielleicht werden aber auch einfach nur Bauarbeiter mit dem Presslufthammer die Wand durchbrechen und sich aus dem Kühlschrank ein paar Flaschen Bier besorgen: „Nee, nee, det jeht schon, bleibnse ruhich liejen!“ Unser Haus liegt im Milieuschutzgebiet: Der Vermieter wird also wegen der bürokratischen Hürden mit der Sanierung möglicherweise überhaupt nicht beginnen können. Vielleicht sollte er die Miete einfach so erhöhen, ohne etwas zu verändern, dann würde man ihn auch im Hinterhaus endlich als Geschäftsmann ernst nehmen. Apropos Geschäftsmann. Mein Sparkassen-Kundenbetreuer verkündet, jetzt sei auch für mich der richtige Zeitpunkt zum „kreativen Sparen“ gekommen. Hier im Hinterhaus, fällt mir dabei ein, wohnte einmal einer der Tunnelgangster, die sehr kreativ den Tresor einer Westberliner Sparkassenfiliale ausgeräumt haben. Das hat mir jedenfalls Herr Krähenburg aus dem Vorderhaus erzählt.

ANSGAR WARNER

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