: Türsteher austricksen
■ Eine selbstorganisierte „Disco für alle“ direkt vor dem ausländerfeindlichen „Capitol“ in Oyten
Mit einer gewitzten Aktion wollen Bremer Jugendliche gegen Diskotheken protestieren, die ausländischen Jugendlichen den Zutritt verwehren: direkt vor den Toren der Diskotheken sollen selbstorganisierte Feten mit Musikgruppen steigen. Mittanzen dürfen alle, auch türkische oder polnische oder schwarzafrikanische junge Männer. Motto der Veranstaltung: „Disco für alle“.
Am nächsten Freitag geht es schon los: vor dem „Capitol“ in der Rudolf-Diesel-Straße in Oyten, ab 21.30 Uhr. Auch aus Findorff und anderen Stadtteilen hat sich Verstärkung angekündigt. Trotz der Wut wollen die jugendlichen VeranstalterInnen aus Tenever Randale vermeiden. Unterstützt wird die Aktion von der Behörde für Ausländerintegration.
Die Ankündigung der Aktion hat den Discobetreiber Lüdemann indes nur zu einer Verschärfung veranlaßt: Ließ er bislang in den 2.000 Menschen fassenden Tanzpalast pro Abend 50 - 80 willkürlich ausgewählte ausländische Jugendliche rein, so müssen nun auch die draußen bleiben. Der Ausschluß ist bitter für die Teneveraner Jugendlichen, denn das „Capitol“ ist die nächste Disco und auch sehr beliebt. „Das ist eine Zeitbombe, die da tickt“, sagt Biruth Freimuth vom Jugendfreizeitheim Tenever, „ich weiß nicht, wie lange sich die 16jährigen diese Demütigung noch gefallen lassen“. Zumal die Abgewiesenen vor der Disco oft mehr als eine Stunde auf den „Hotline“-Bus nachhause warten müssen – und damit auch noch den Ingrimm der AnwohnerInnen auf sich ziehen.
Obwohl sich die Behörde für Ausländerintegration schon im vergangenen Jahr einige ausländerfeindliche Discos vorgeknöpft hat, hat sich die Situation für ausländische Tanzwillige in Bremen nicht verbessert. In Bremen Mitte etwa praktiziert nur das „Woodys“ liberale Einlaßprinzipien, weiß Hans-Georg Schlodtmann von der Behörde. Der „Showpark“ hat erst nach langen Diskussionen sein diskriminierendes, weil selektives Clubkartensystem aufgegeben. Überall sonst herrsche ein „bedrückendes Szenario“, sagt Schlodtmann, der mit Jugendlichen Testbesuche gemacht hat. Wie oft wurden er und „weiße“ Mitbegleiter eingelassen, den ausländischen Jugendlichen jedoch der Eintritt verwehrt mit der Lüge, daß es sich hier um eine Clubdiskothek handele oder nur Stammgäste reingelassen würden.
Meist rechtfertigen sich die Diskothekenbetreiber mit dem Argument, daß ausländische Gäste Randale machten. Eine Umfrage der Behörde unter den Discobetreibern mit immerhin 30 Prozent Rücklauf ergab aber: Ausländische Gäste sind nicht öfter als deutsche Gäste in Auseinandersetzungen verwickelt. „Der Discobetreiber darf doch keinen Rundumschlag machen“, findet die Freizi-Mitarbeiterin Freimuth, „der muß Regularien treffen gegen die, die Randale machen“.
cis
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