: Türme, Brücken, wunde Punkte
Christoph Mäckler wird 1951 in Frankfurt als drittes Kind des Architekten Hermann Mäckler geboren. Er entstammt einer alten Baumeisterdynastie, deren Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind. Gleichwohl wächst er in einem betont modernen Elternhaus auf.
Das Humanistische Gymnasium absolviert Mäckler ohne größeren Arbeitseinsatz, nach dem Zivildienst beginnt er ein Architekturstudium an der FH Darmstadt. Mit einem Mal ist er hellwach, arbeitet buchstäblich Tag und Nacht. Nach drei Jahren ist er mit Eins Komma null graduierter Ingenieur. Sein Versuch, sich an der Technischen Universität Aachen einzuschreiben, scheitert allerdings im ersten Anlauf an einem Formfehler.
Mäckler macht aus der Not eine Tugend und beginnt 1976 im Kölner Architekturbüro von O. M. Ungers zu arbeiten, wo er verantwortlich architektonische Installationen nach Plänen von Charles Moore, Venturi & Rauch, Peter Eisenman oder Rob Krier realisiert und prägende Berufserfahrung sammelt. Schließlich doch noch ein Unistudium in Aachen, bei Gottfried Böhm, maximal engagiert.
1979 gewinnt Mäckler den „Schinkelpreis“ für junge Architekten. Mit dem Geld unternimmt er eine Bildungsreise nach Amerika – ein Kulturschock („etwas so Grauenhaftes wie Kalifornien“). Am Ende bleibt er ein knappes Jahr in New York. Er lernt Rem Koolhaas kennen, dessen Buch „Delirious New York“ ihn beeindruckt, und freundet sich mit Steven Holl an, mit dem er in einem Wohnheim zusammenwohnt. Irgendwann begehren seine preußischen Instinkte auf. Von Mathias Ungers, der zwischen Köln und Cornell pendelt, lässt er sich seine Diplomaufgabe aus Europa mitbringen und stellt sie in New York fertig. Die Note, nur ein „ziemlich gut“, quittiert diese jugendliche Arroganz.
In seine Heimatstadt Frankfurt zurückgekehrt, gewinnt Mäckler einen Wettbewerb und baut eines der Römerberg-Häuschen in der Saalgasse. Weitere kleine Aufträge der Stadt folgen. Vorübergehend hilft er im Büro seines Vaters. 1981 Gründung des eigenen Büros für Architektur und Stadtplanung. Voller Tatendrang vertieft er sich daneben in eine Aufgabe ohne Auftrag, die mehrere Jahre beansprucht: Auf der Basis historischer Studien analysiert er die architektonischen Ordnungssysteme Frankfurts.
Er diagnostiziert 25 „wunde Punkte“, die er durch Entwürfe für Neubauten (Hochhäuser) und Umgestaltungen (Landwehrtürme, Plätze, Brücken, Straßen, Klöster) zu kurieren sucht. Das spektakuläre „Frankfurt Projekt“ wird 1987 im Architekturmuseum ausgestellt – sein Durchbruch. Inzwischen wurden drei Objekte von der Stadt aufgegriffen, für zwei (Alte Stadtbibliothek, Alte Brücke) gewann Mäckler den Wettbewerb. Anfang April wurde die Ausstellungshalle Portikus auf der Maininsel eröffnet.
Mäcklers Architekturkritik ist massentauglich: Für die Fernsehreihe „Hauptsache Kultur“ des HR besuchte er die „hässlichsten Plätze“ Hessens und machte vor laufender Kamera die Bausünden „zur Minna“, mit anschließendem Therapievorschlag. Ein Publikumserfolg, der fortgesetzt werden soll. Seit 1998 ist Mäckler in der Nachfolge von Josef Paul Kleihues Professor an der Universität Dortmund. Sein Architekturbüro mit Niederlassungen in Frankfurt und Berlin führt er mit zwei Juniorpartnern. Seit 2005 leitet er die Dortmunder Architekturtage. Aktuelles Projekt: die Erweiterung des Frankfurter Flughafens. NIKE BREYER