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Türen reparieren

■ betr.: „Krach in der Kochstraße“, taz vom 11.5. 96

Bin ich ein harmoniebedürftiger alter Knacker, wenn es mir weh tut, daß bei Euch die Türen geknallt werden? Natürlich freut sich der Schreiner. Aber ich will unterschiedliche Meinungen von unterschiedlichen Personen hören und sehen, also auch Streit, aber nicht endgültige Lösungen, die doch so etwas von kadermäßigen Reinigungen an sich haben. Das „den Bettel hinwerfen“ und Rausdrängen sind Dinge, die ich auch immer wieder mache, dann aber bereue.

Ist es denn selbst in einem bunten, persönlichen Projekt nicht möglich, unter unterschiedlichen Temperamenten und Ansichten zu diskutieren, richtig Krach zu kriegen und einen Ärger auch einmal auszuhalten, einen Konflikt einmal aufbrechen zu lassen und dennoch darauf zu achten, daß keine Verletzungen geschehen?

Die Veröffentlichung war o.k. Aber mir bleibt nur der Eindruck von gegenseitigen bösen stillen Vorwürfen, ohne die wirkliche Motivlage und die Sache dazu zu erkennen. Ich bin daher auf Nach- Fühlen angewiesen.

Die Vorwürfe: Hierarchisten/ Managertypen/SpinnerInnen/IdeologInnen werden bei Spaltungserscheinungen in kritischen Projekten immer zur gegenseitigen Typisierung mißbraucht. Unterschiedliche Persönlichkeiten lassen sich ihren Ängsten und Hoffnungen nach immer einer dieser Tendenzen zuordnen und zum Schrecken der anderen machen. Solange aber von Krawatten keine blockierenden Eingriffe in die Arbeit, verletzende Geheimniskrämerei oder entwertende Herabsetzungen gegenüber den unberechenbaren Wilden erfolgen noch dies umgekehrt so gemacht wird, müßte es doch möglich sein, auf dieser tazlerisch bewährten, manchmal lustig, manchmal peinlich gekrümmten Schlängellinie miteinander, nebeneinander und auch gegeneinander zu den 1.000 Entdeckungen zu kommen, die dieses Leben so ekelerregend, aber auch schön machen. [...]

Die Türen sind zugeschlagen. Vielleicht könnt Ihr sie wieder öffnen. Und für die Zukunft: Ist es nicht möglich, wie in jedem hektischen Betrieb, etwa der Wohlfahrt – wo auch Riesenerwartungen von außen und innen aufeinandertreffen – zu vereinbaren, daß Kolleginnen und Kollegen mit konfliktreichen Aufgabenzuordnungen und spannungsgeladenen Beziehungen die Möglichkeit zu Distanzierung und Energieauffrischung durch Supervision bekommen? Oder gehört auch Ihr zu den Millionen Genies, die ihr Leben so locker managen, daß wir anderen ständig in die Versuchung kommen, uns selbst als nicht ganz auf der Höhe anzusehen? Es gibt Konzepte zur werterhaltenden und dennoch nicht den Erfolg einschränkenden Kommunikation inner- und außerhalb von Arbeitsgruppen. Zum Beispiel: TZI (Themenzentrierte Interaktion). [...] Wollt Ihr nicht etwas für Euch tun, damit wir LeserInnen auch wieder Spaß daran kriegen, mit Euch zu schimpfen? Klaus Wachowski, Alzey

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