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TuS Walle: scheintot

■ Handball-Frauen weiter erfolgreich, Vereinsfunktionäre handlungsunfähig

Es war eine Art historisches Spiel: Als die Frauen des TuS Walle Bremen im November letzten Jahres in Frankfurt/Oder knapp mit 18:19 verloren, war der Anfang vom Ende eingeleitet. Vier Tage später mußte Walle- Trainer Kovacs seine Sachen packen.

Sponsor Volker Brüggemann machte den fleißigen und kompetenten Trainer für das Ende einer Serie von 98 Meisterschaftsiegen in Folge verantwortlich und schmiß ihn kurzerhand raus.

Die sportliche Revanche gegen Frankfurt/Oder gelang den Handball-Frauen des TuS Walle zwar am Samstag im Rückspiel klar mit 23:10, doch das Modell Brüggemann (Ich zahle, also bin ich), ist abgerollt.

Und das auch, weil in der Vereinsführung bislang niemand in der Lage zu sein scheint, eine Position zu beziehen und entsprechend deutliche Worte an Brüggemann zu richten. Der Eiertanz des Sponsors wird tatsächlich nur noch vom Eiertanz der Vereinsführung übertroffen.

In der letzten Woche ließen sich Walle-Vorstand Herbert Poppke und Co. zu der folgenden inhaltsschweren Erklärung hinreißen: Der geschäftsführende Vorstand des TuS Walle Bremen beschließt, die Zusammenarbeit mit den Herren Brüggemann und Birr nach dem 30.6. 1992 nicht in bisheriger Form fortzusetzen. Für die Fortsetzung des Leistungssports im Damenhandball soll die Bildung eines Sponsorrings versucht werden. Die Verfügung über die einkommenden Mittel soll allein der geschäftsführende Vorstand oder das von ihm bestellte Gremium haben.

Poppke war es verständlicherweise leid, immer erst aus den Medien von Brüggemanns diversen Eskapaden zu erfahren, ist aber trotzdem nicht willens, mit einem sauberen Strich das Modell Brüggemann zu beenden. Stattdessen lenorweichgespülte Appelle an den Geldgeber, „seinen moralischen und persönlichen Verpflichtungen“ nachzukommen.

Der zum 30.6. scheidende Manager Birr lobte höhnisch „die wilde Entschlossenheit“ des Vereins. Gleichzeitig kitzelte er Walle dort, wo es am lächerlichsten ist: Am Geld. Das weitere Engagement von Brüggemann und Birr sei an die künftige finanzielle Verantwortung des Vereins gebunden.

Birr bezweifelte nicht zu Unrecht, daß der Vorstand des Vereins überhaupt zu weitreichenden Entscheidunen fähig ist, und spielte sich als Anwalt der Handballspielerinnen auf: Die „Mädchen“ müßten schließlich weiterbezahlt werden.

Tatsache ist, daß zwar der TuS Walle die Spielerinnen an den Verein gebunden hat, bezahlt werden sie aber von Brüggemann. Da der Verein niemals in der Lage wäre, diese Gelder aufzubringen, müssen sich Vorstand und Sponsoren entweder irgendwie zusammenraufen, oder das Bundesliga-Team wird kurzerhand abgemeldet. Der angesprochene Sponsorenring ist da wohl eher Wunschdenken, außerdem an einen Ausstieg Brüggemanns gebunden.

Seriöse Geldgeber wollen sich nicht an der Seite eines Kaufmannes zeigen, gegen den die Bremer Staatsanwaltschaft wegen Betruges ermittelt. Kurz: Auch trotz der Ankündigung Brüggemanns, die Verträge der Handballerinnen bis 1994 zu verlängern, ist der Profi-Handball am Ende.

Bei einer Pressekonferenz am letzten Donnerstag schien der Ex- Trainer und jetzige „Technische Direktor“ des TuS Walle, Hans- Herbert Ludolf, der einzige zu sein, der die Dinge sieht, wie sie derzeit sind: Er vergrub schweigend seinen Kopf in den Händen. J.F./mad

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