piwik no script img

Tschernobyl–Bewohner kehren heim

■ Im nächsten Jahr soll mit der Wiederansiedlung von Bewohnern in der 30–km–Zone um den Unglücksreaktor begonnen werden / Dritter Reaktorblock soll wieder ans Netz

Von Erich Rathfelder

Berlin (taz) - Die UdSSR will im nächsten Jahr mit der Wiederansiedlung von Bewohnern in der 30–km–Zone um den Unglücksreaktor Tschernobyl beginnen. Die Situation habe sich normalisiert, hieß es in einem Bericht der Parteizeitung Prawda vom Montag. 14 Dörfer sollen in einer ersten Phase wieder besiedelt werden, doch sei es noch offen, wieviele Menschen überhaupt zurück wollten. Viele Bewohner hätten das Gebiet bzw. die Ukraine verlassen. Deshalb müsse man sich schon jetzt um Fachkräfte für landwirtschaftliche Großbetriebe, Schulen und Krankenhäuser bemühen, schreibt das Blatt. Der ukranische Gesundheits minister Romanenko erklärte, man sollte nicht den Fehler machen zu glauben, „alle Gefahren seien beseitigt“. In einem Interview mit der halbamtlichen Nachrichtenagentur „Nowosti“ meinte der Leiter einer operativen Gruppe vom Kurtschatow–Institut für Atomenergie, Kucharkin, daß es in der 30–Kilometer–Zone um das Kraftwerk nun weniger verseuchte Territorien gebe als vorher. Doch seien erhebliche Probleme mit dem Wasser vorhanden. Wenn auch, so der Wissenschaftler, das Grundwasser nicht verseucht sei, so habe man doch Schutzanlagen für die umliegenden Wasserbecken bauen müssen. Dazu kämen Filterdämme und Wasserabsenkungsbohrungen, die auch bei Hochwasser ausreichende Sicherheit bieten. Nicht nur die zwei weiter vom Unglücksreaktor entfernten Kraftwerkblöcke I und II sind „reaktiviert“, auch der Zwillingsblock III des Unglücksreaktors soll wieder ans Netz gehen. Nach unbestätigten Informationen aus Moskau ist der Verseuchungsgrad um das Kraftwerk herum noch so hoch, daß die in Reaktorblock I und II beschäftigten Techniker zwei Wochen im Kraftwerk bleiben müssen, weil man ihnen die tägliche Busfahrt vom Wohnort zum Reaktor ersparen will.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen