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Truppenabzug aus Tschetschenien gestoppt

■ Kämpfe gehen weiter. Jelzin: Armee hält Waffenstillstand „rigoros“ ein.

Moskau (dpa/AFP) – Rußland hat angesichts der weiter instabilen Lage in Tschetschenien den Teilabzug seiner Streitkräfte aus der Kaukasusrepublik gestoppt. Dies teilte Generalleutnant Angrej Iwanow, Mitglied des russischen Generalstabes, gestern in Grosny mit, wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete. Zur Begründung sagte Iwanow, es gäbe derzeit keine Kontakte der Verhandlungsdelegationen zur Umsetzung des Friedesabkommens.

Unterdessen versicherte der russische Präsident Boris Jelzin gestern, die russische Armee halte den am Samstag in Kraft getretenen Waffenstillstand „rigoros“ ein. Das vergangene Woche zwischen der russischen Regierung und den Unabhängigkeitskämpfern geschlossene Abkommen habe den „Weg zu einer völligen Beilegung des Konflikts“ geöffnet, sagte Jelzin gestern nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax auf dem ersten Kaukasus-Gipfeltreffen in der südrussischen Stadt Kislodowsk. Der Waffenstillstand wurde allerdings übereinstimmenden Angaben zufolge bis Montag durch mindestens einen Angriff tschetschenischer Kämpfer auf russische Streitkräfte und durch die Bombardierung eines tschetschenischen Dorfes durch die russische Artillerie gebrochen.

Die weitreichende Autonomie, die Moskau Tschetschenien innerhalb der Russischen Föderation angeboten habe, basiere auf wichtigen Verfassungsgrundsätzen, sagte Jelzin. Er hoffe, daß die Gefechte auf juristischem Gebiet statt auf dem Schlachtfeld ausgetragen würden, fügte er nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ITAR-TASS hinzu.

Die Unabhängigkeitskämpfer lehnen den Vertrag über den Autonomiestatus ab, der von der pro- russischen Regierung in Tschetschenien unterzeichnet werden soll. Sie drohen mit einer Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes, wenn Rußland darauf beharrt, in der Kaukasusrepublik zeitgleich mit den Präsidentschaftswahlen am 16. Juni Wahlen abzuhalten.

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