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Trüpels nachträglicher Rausschmiß

■ Kultursenatorin rügt Personalrat für Teilnahme an Pressekonferenz zu Stadtbibliothek

Pressekonferenzen dienen dazu, einer Information zu möglichst großer Öffentlichkeit zu verhelfen. Da sollte eine Senatorin wohl froh sein, wenn ihre Pressekonferenz gut besucht ist. Im Prinzip ja, würde nun Kultursenatorin Helga Trüpel antworten, aber nur, wenn ich mir die Öffentlichkeit ausdrücklich selber eingeladen habe und sie nicht etwa aus den direkt Betroffenen besteht.

Die waren nämlich in Form zweier Personalrätinnen erschienen, als die Kultursenatorin am 9. September ihr „Konzept der Umstrukturierung der Stadtbibliothek“ öffentlich vorstellte. Eine Tatsache, die Helga Trüpel eine Woche später zum Diktiergerät greifen ließ. „Für die Teilnahme an Terminen irgendeiner Art gilt meines Wissens gemeinhin die gute und von allen am Geschäftsleben Beteiligten anerkannte Übung, sie von einer Einladung abhängig zu machen“, schrieb die Senatorin an den Personalrat und fügte an: „Auch möchte ich nicht verschweigen, daß ich im Wiederholungsfall – wie bei anderen Nichteingeladenen ebenso – zum Verlassen des Raumes auffordern würde.“

Natürlich würde auch Helga Trüpel diese Form der Reaktion auf überraschenden Besuch einer Veranstaltung, die doch zweckeigentlich der Öffentlichkeit dienen soll, nicht unbedingt für besonders kulturvoll halten. Im Prinzip jedenfalls. Aber im kultursenatoriellen Zusammenleben von Senatorin und Personalrat scheint offenbar ein anderer Ton zu herrschen. Und der ist wohl auch am Personalrat nicht spurlos vorbeigezogen. Da schrieb die MitarbeiterInnen-Vertretung nämlich an die Senatorin zurück: „Sicherlich können Sie sich vorstellen, daß viele Nachfragen aus unserem Kollegium auf die erschienenen Pressemeldungen an uns herangetragen wurden. Ist es da nicht nur recht und billig, den direkten Weg der Information zu beschreiten? Gerne werden wir beim nächsten Mal um eine Einladung zu ähnlichen Veranstaltungen bitten – und gegebenenfalls auch eine Raumverweisung mit einbeziehen.“ Brief und Antwortbrief schickte der Personalrat an die Presse – „auch nicht die feine englische Art“, wie Trüpel-Sprecherin Löhr findet.

Auch wenn es so schön weh tut, sich brieflich zu verfeinden: Manchmal hat selbst für den zivilisierten Umgang in Behörden der deutsche Sprichwortschatz einen guten Rat auf Lager. Wie heißt es da noch so schön zu überraschenden Gästen: „Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser in den Kaffee, heiß alle willkommen.“ Ase

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