piwik no script img

„Trüpel hat kein Geld für uns“

■ Selbstverwaltete Ausländerinitiativen fordern Geld und feste Stellen

„Wir stehen im Regen“ lautete das symbolische Motto, als gestern VertreterInnen von selbstverwalteten ausländischen und deutsch-ausländischen Vereinen auf einer Pressekonferenz über den drohenden Zusammenbruch ihrer Arbeit berichteten. Im Regen fand das Ganze zwar nicht statt, aber — ebenfalls symbolisch — auf der Straße direkt vor der Bremer Bürgerschaft.

„Da drin hat Bürgermeiser Wedemeier bei seiner Regierungserklärung im Februar von einer 'Verstetigung' der ausländischen Kulturarbeit gesprochen“, sagte Uli Barde vom deutsch-ausländischen Kinderhaus im Lagerhaus Schildstraße, „doch bis heute ist nichts in Richtung fester Stellen — und das heißt 'Verstetigung' doch wohl — passiert.“ Im Gegenteil: Nach seiner Aufstellung der deutsch-ausländischen Kinder- und Jugendarbeit wird von den heute sieben vor allem per ABM finanzierten Stellen im November nicht eine einzige übrig sein.

Rund 90 selbstverwaltete deutsch-ausländische Vereine gibt es in Bremen. Jeder 10. Bremer und jeder vierte Bremer Jugendliche hat einen ausländischen Paß. In Grohn, Huckelriede, Gröpelingen, Blockdiek und Tenever liegt der Anteil der ausländischen an allen Jugendlichen sogar bei rund einem Drittel. Trotzdem beträgt die öffentliche Förderung für deutsch-ausländische Initiativen ganze 40 Pfennig pro Monat und Ausländer. Im Kulturbereich sind es sogar nur 13 Pfennig, die gezielt für jeden der 60.000 Bremer AusländerInnen im Monat ausgegeben werden. Für deutsche Kultur stehen dagegen rund 16 Mark pro Kopf und Monat zur Verfügung.

„Wir sehen uns als Spielball zwischen allen möglichen Zuständigkeiten. Aber noch nicht einmal die Senatorin für Ausländerintegration, Helga Trüpel, hat Geld für uns“, beklagte Mehmet Behzatoglu vom „Modellprojekt zum Abbau von Ausländerfeindlichkeit bei Jugendlichen“ im Kulturzentrum Lagerhaus. „Wir sind nicht nur von Senatorin Trüpel enttäuscht, denn der gesamte Senat sollte sich für unsere Integrationsarbeit zuständig fühlen“, ergänzte Behzatoglu, „aber Trüpel hätte mit ihren Millionen doch immerhin bei uns einen Schwerpunkt setzen können.“

Denn selbst wenn einige ABM- Stellen im Ausländerkulturbereich doch noch einmal verlängert würden: „Es sind einfach keine qualifizierten Leute mehr auf ABM-Basis zu finden“, sagte Uli Barde, der seit vielen Jahren im Lagerhaus deutsch-ausländische Jugendarbeit macht. Zehn Stellen für den Jugend-, weitere 20 für den Erwachsenenbereich und Verdoppelung der Projektmittel lauten deshalb die Forderungen der Initiativen. Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen