: Trümmergrundstück wird bebaut
■ Wettbewerb: Desolate Ecke an der Wilhelm-Kaisen-Brücke bekommt ein Gesicht
Scheußlich sieht nicht nur der Bahnhofsvorplatz aus, sondern auch der Eingang zur Neustadt: Ausufernd breit ergießt sich der Verkehr von der Wilhelm-Kaisen-Brücke in die Friedrich-Ebert-Straße. Eine desolate Ecke. Wer aus der City kommt, sieht rechts einen faden Wohnblock, links ein Trümmergrundstück – da stand bis 1944 die St.Pauli-Kirche. Dahinter die Brandmauern zweier Wohnblocks: immerhin mit Wandbildern. Aber den Eindruck eines Tors zur Stadt macht diese Ecke nicht.
Meist werden Architekturwettbewerbe für bedeutsame Innenstadtplätze, Museen, Landtage ausgeschrieben. Umso lobenswerter, daß das Planungsamt zusammen mit der St.Pauli-Kirchengemeinde und dem Verein „St.Pauli-Stift“ auch für diese vernachlässigte Ecke einen Wettbewerb veranstaltet hat. Eine Altenwohnanlage soll hier entstehen.
113 ArchitektInnen haben sich beworben! Gewonnen haben die Bremer Manfred Schomers und Rainer Schürmann – bekannt etwa durch das Uni-Gästehaus. Ihr Vorschlag: zwei viergeschossige Flügel, mittendrauf ein Turm. Vorwitzig ragt er wie ein Torpfeiler in die Kreuzung hinein. Mit acht Stockwerken ist er genauso hoch wie das Wohnhaus gegenüber.
Ist das nicht ein bißchen laut für Altenwohnungen? Schomers und Schürmann meinen: Nein, auch alte Menschen wollen am öffentlichen Leben teilnehmen. Als Lärmschutz und zugleich Gemeinschaftsraum haben sie den Wohungen auf der ganzen Front eine gläserne Loggia vorgebaut. Vorteil: Wegen der großen Fenster sieht das Gebäude auch bei Nacht nicht abgekapselt aus, lobt der Juryvorsitzende Professor Max Bächer. Manch andere ArchitektInnen hatten sehr kompakt wirkende Gebäuderiegel vorgeschlagen, die Wohnungen nach hinten, das Gebäude zur Straße hin abgeschottet.
Ende '96 soll die Anlage mit 27 Wohnungen, Tagesklinik, Tagesstätte sowie einer Rehabilitationseinrichtung bereits fertig sein. cis
Die Modelle sind bis zum 19. Februar täglich von 11 bis 18 Uhr im St.Pauli-Gemeindehaus in der Großen Krankenstraße 11 anzuschauen.
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