■ Bayern ans Rednerpult!: Trotzdem: Sepp Maier
Auf einmal darf auch der Ostdeutsche Gauck im Bundestag an den 9. November 1989 erinnern. Doch die taz hält an ihrer Kampagne fest. Noch immer ignoriert die Rednerliste den historischen Beitrag der Bayern zum Mauerfall . Die taz sagt, wer sprechen muss.
Inzwischen hat er zugegeben, was die Zeitlupe beweist: Dieser Ball war haltbar. Zumal für einen Keeper seines Formats. Aber hier ging es nicht einfach nur um Fussball. Das war eine historische Mission.
Für Maiers Sepp, Torwart, Weltmeister und deutscher Patriot, war klar: Allein würden es die Zonis niemals schaffen, die Mauer einzureißen. Dazu fehlt denen einfach notwendiges Selbstbewusstsein. Wollte man das Betonding loswerden, musste erst der Ostmensch neuen Types her. Sepp wollte – und es kam der 20. Juni 1974. Die Auslosung bescherte der Welt die Partie BR Deutschland gegen sog. „DDR“. Bravourös nutzte Maier seine Chance: Bei einem harmlosen Schüsschen von Jürgen Sparwasser griff er absichtlich daneben.
Ich spielte damals C-Jugend bei Traktor Zug. Sofort bildeten wir einen „Sparwasser“-Fanclub. Der von Lokomotive Brand-Erbisdorf nannte sich „Phönix DDR“. Es gab zonenweite Fanclub-Treffen. Endlich waren wir wer! Weltmeister im Prinzip. Nur wir hatten den Sepp besiegt.
15 Jahre später ging die Saat des Torwarts auf. Die C-Jugend war herangewachsen. Mit Spitzhacken und „Sparwasser“-Schlachtrufen stürzten wir uns auf den antifaschistischen Schutzwall. Jawohl, so selbstbewusst waren wir: Wer den großen Maier überwindet, der schafft auch eine Mauer. Tor für Deutschland. Maier ans Rednerpult! Nick Reimer
Foto: AP
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