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Tropenholz-betr.: "An der Schwelle zum Ökokolonialismus", taz vom 11.7.89

betr.: „An der Schwelle zum Ökokolonialismus“, taz vom 11.7.89

Als Vertreter der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) wies ich auf der Podiumsdiskussion „Brauchen wir Tropenholz?“ darauf hin, daß die tropischen Regenwälder für Millionen Menschen eine Existenzgrundlage bieten. Etwa eine Million Arbeitnehmer sind weltweit in der Tropenholzindustrie beschäftigt. Die Arbeitsbedingungen der Forst- und Holzarbeiter in den meisten Regenwaldländern sind erbärmlich. Lange Arbeitszeiten, wenig Lohn und ungenügende Sozialabsicherungen kennzeichnen die Situation. Vom Holzreichtum in diesen Ländern profitieren wenige reiche Familien und meist ausländische (multinationale) Unternehmen. Deshalb muß es unser Ziel sein, starke Gewerkschaften in den Tropenwaldregionen aufzubauen, damit die Menschen ihre Interessen und ihre Forderungen selbst formulieren können.

Die Initiativen der Umweltschutzverbände zum Erhalt der Regenwälder in den Feuchttropen wird von der Gewerkschaft Holz und Kunststoff begrüßt. Die Forderungen nach einem allgemeinen Importverbot tropischer Hölzer greift jedoch zu kurz. Eine ökologisch vernünftige und verantwortungsbewußte Holznutzung kann die Situation der Bevölkerung in den betroffenen Ländern verbessern. Deshalb muß der Aufbau einer ökologisch orientierten Holzwirtschaft z.B. in Form von Genossenschaften und Kooperativen in den Regenwäldern angestrebt werden. Ein Importverbot würde das Gegenteil bewirken: Tropenholz verliert seinen Wert und wird mit Sicherheit ein Opfer der Flammen. Ein Importverbot würde auch die Staaten treffen, wie z.B. die Volksrepublik Kongo und Nicaragua, die eine ökologisch verantwortliche Forst und Holzwirtschaft aufbauen wollen. Diese Aussage wurde von der Tageszeitung vom 11.7.89 kommentiert: „Felix Hellmann von der Gewerkschaft Holz und Kunststoff schwang sich derweil zum Richter auf, wem Tropenholz abgekauft werden dürfe: Bei progressiven Regierungen in „jungen“ Staaten wie Nicaragua und der Volksrepublik Kongo sei das nicht zu beanstanden.“

Die Gründe der Vernichtung von Wäldern in den Feuchttropen sind in den einzelnen Staaten unterschiedlich. Ein Importverbot tropischer Hölzer, was im Falle Brasiliens durchaus angebracht sein könnte, kann sich in Südostasien oder Afrika als völlig unangebracht herausstellen. Wir sind der Meinung, daß die Industriestaaten aus ihrer privilegierten Situation heraus sich gegenüber den betroffenen Ländern nicht schulmeisterlich verhalten dürfen. Damit wird kein Quadratmeter Regenwald gerettet.

Marion Felix Hellmann, Düsseldorf

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