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Trockenübungen auf Schöneberger Baustellen

■ Wegen Geldmangels kommen Bauvorhaben nicht voran: Schöneberger Stadtbad ist vom Baustopp bedroht. Fast-Stillstand bei der Sporthalle an der Pallasstraße

Die Freunde des Schöneberger Stadtbades werden sich wohl noch lange Zeit im Trockenschwimmen üben müssen. Denn die Badeanstalt an der Hauptstraße, die vor mehr als sieben Jahren geschlossen wurde und seit 1995 modernisiert wird, droht zur Bauruine zu verkommen. Weil die jährlich bewilligten Gelder von 5 Millionen Mark kaum für den zügigen Fortgang der Baumaßnahmen ausreichten, „könnte es dort zu einem Baustopp kommen“, sagte Sabine Ritter, bündnisgrüne Baustadträtin im Bezirk Schöneberg. Es sei kaum zu verantworten, daß der 50 Millionen Mark teure Umbau somit auf zehn Jahre und länger gestreckt würde. Das denkmalgeschützte Stadtbad aus den 20er Jahren, das vergrößert werden und neue Schwimmbecken und Umkleidekabinen erhalten soll, haben die Bagger bis auf die Außenmauern abgerissen. Nur der backsteinrote Eingangsbereich, ein paar einsame Pfeiler und Fassadenteile blieben übrig. Der Bezirk mahnt seit Jahren die skandalöse Verschleppung des Baubeginns an, sollte doch mit der Sanierung und dem Umbau bereits 1991/92 begonnen werden. Die Modernisierung leiten die Architekten Arnke & Häntsch, die 1991 den Stadtbad- Bauwettbewerb gewannen.

Für das Stadtbad müßte mehr Geld fließen, so Sabine Ritter. Es sei jedoch nicht möglich, Finanzmittel von anderen bezirklichen Baumaßnahmen „umzubasteln“. Ritter hat deshalb die Schul- und Sportverwaltung aufgefordert, zusätzliche Gelder zur Verfügung zu stellen. „Der Mehrbedarf ist vom Finanzsenator anerkannt worden.“ Die Haushaltskrise blockiere aber bis dato, daß diese Entscheidung umgesetzt werde. Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Schule und Sport, Scherer, erklärte, daß „das Stadtbad Schöneberg weitergebaut wird“. Sie wollte „wegen der laufenden Koalitionsrunden“ keine Aussage zu den Finanzmitteln machen. Dies könne erst im neuen Senat beschlossen werden.

Bei einem anderen großen Bauvorhaben des Bezirks hakt es ebenfalls. Auf der Baustelle für die schnittige Sporthalle mit Kita des Architekten Hinrich Baller an der Pallasstraße Ecke Winterfeldtplatz drängeln sich seit Monaten ebenfalls nicht die Arbeiter. Seit einem Jahr verharrt die Halle mit dem Kitaaufbau im Zustand des Rohbaus. Verglichen mit Bauvorhaben großer Bürotürme etwa an der Friedrichstraße, die in ein, zwei Jahren hochgezogen werden, wirkt die Baustelle wie stillgelegt.

Die Arbeiten für das Gebäude gingen ihren „normalen Gang“, erklärte Ritter. Im Augenblick werde der Innenausbau angegangen. Außerdem behinderten die anhaltenden Minusgrade die Bauarbeiten. Ritter mußte allerdings einräumen, daß das Bauvorhaben „durchaus schneller“ vonstatten gehen könnte, wenn mehr Geld für die Investitionsplanung vorhanden wäre. Damit könnten mehr Arbeiter eingesetzt werden. Die Baustadträtin hofft, daß das 42-Millionen-Mark-Projekt für die Schule mit Halle und Kita 1997 fertiggestellt sein könnte. Baubeginn war 1993. Rolf Lautenschläger

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