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Trittin sieht grüne Schäubles

■ Jürgen Trittin, Vorstandssprecher der Grünen, wirft im taz-Interview Teilen der Realos vor, sie würden „Schäubles Gerede übernehmen“ und dem Parteiprofil schaden

Bonn (taz) – Jürgen Trittin sieht den breiten Konsens der grünen Partei in der Wirtschafts- und Sozialpolitik in Gefahr. Einige Politiker des Realoflügels versuchten, diesen Konsens „so zu verlassen, daß von einer strategischen Orientierung auf eine ökologische und soziale Reformpolitik nichts mehr übrig bleibt“, sagte der Vorstandssprecher von Bündnis 90/Die Grünen in einem taz-Interview. Das ziele auf eine Minderheit im Realolager, so Trittin, „die zum Beispiel Schäubles Gerede, man müsse die Vollkaskomentalität in der Gesellschaft bekämpfen, übernehmen“. Damit würde das Profil der Partei insgesamt in Frage gestellt.

Trittin definiert die Grünen als eine „Partei der linken Mitte“. Was links und was rechts sei, würde sich an der Frage entscheiden, ob die Grünen sich vom Sozialstaat verabschieden sollten oder nicht. Der linke Frontmann der Partei beschreibt die Veränderungen innerhalb der Grünen als „Umsortierungen der Partei“. Der breite Konsens von Realos und Linken der letzten Jahre fächere sich heute auf. „Es gibt links wie rechts Refundamentalisierungen.“ Trittin prophezeit jedoch für das Programm zur Bundestagswahl 1998 „eine Zweidrittelmehrheit für eine ökologisch- soziale Reformpolitik mit den entsprechenden wahltaktischen Optionen“.

Ob Trittin erneut für das Amt des Parteisprechers kandidiert, ließ er offen. Er kritisierte gleichzeitig die Diskussion um die Nachfolge von Krista Sager. „Das Gerede, es bedürfe einer speziellen Nachfolge für Krista Sager, verkennt, daß auf dem Parteitag in Suhl jeder Posten im Vorstand zur Wahl steht.“ Trittin deutete an, daß die Nachfolgerin nicht unbedingt aus dem Osten sein müsse. Interview Seite 5

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