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Trinidads Putschisten geben auf

■ Nach Verhandlungen ergibt sich die „Jamaat“ / Regierung fühlt sich an kein Abkommen gebunden

Port of Spain (afp/wps/taz) - Der Putschversuch in Trinidad & Tobago ist endgültig gescheitert. Die „Jamaat„ -Mitglieder, die fünf Tage lang das Parlamentsgebäude und einen Fernsehsender besetzt und die Regierung in Geiselhaft gehalten hatten, gaben am Mittwoch abend auf, nachdem ihnen das Militär eine Amnestie zugesichert hatte. „Die Verhandlungen sind vorüber“, erklärte Abu Bakr. „Wir haben ein Abkommen unterzeichnet“.

Wenig später wurden etwa 20 Geiseln aus dem besetzten Fernsehgebäude entlassen. Abu Bakr und 70 seiner Mitstreiter verließen das Gebäude ebenfalls, gaben ihre Waffen ab und wurden von Soldaten abgeführt. Am Abend wiederholte sich eine ähnliche Szene vor dem Parlamentsgebäude, nachdem stundenlang Unklarheit darüber geherrscht hatte, ob sich diese Putschistengruppe auch ergeben würde.

Sobald die Jamaat-Mitglieder alle in Militärgewahrsam waren, dementierten Regierung und Armee flugs, daß es irgendeine Zusage an die Putschisten gegeben habe. Die US -Fernsehstation CNN hatte gemeldet, die Jamaat hätte den Rücktritt von Premierminister Robinson, Wahlen in 90 Tagen sowie eine Amnestie für sich selbst ausgehandelt. „Wir haben keine Vereinbarungen mit dieser Extremistengruppe getroffen“, erklärte nun aber Winston Dookeran, der stellvertretende Premierminster, der kurzfristig von der Jamaat zum Übergangspremier ernannt worden war. Regierungssprecher Shaw meinte, in einer Situation, in der Menschen als Geiseln genommen worden seien, habe die Regierung das Recht, den Erpressern alles mögliche zuzusagen. An solche Absprachen fühle sich die Regierung nicht mehr gebunden. Der Polizeichef des Landes, William Cooper, kündigte an, die insgesamt 112 Putschisten würden vor Gericht gestellt, und sagte: „Ich hoffe, sie werden zum Tode verurteilt“.

Der nach Beginn des Putschversuches verhängte Ausnahmezustand besteht weiter. Soldaten patrouillierten in den Straßen der Hauptstadt und gingen gegen Plünderer vor. „Wir schießen über ihre Köpfe um sie zu erschrecken und wegzujagen, aber sie kommen immer wieder“, sagte ein MPi -bewehrter Soldat. Ein Passant beklagte sich: „Die Polizei schlägt die Leute grundlos zusammen“. Bei den Aktionen gegen Plünderer sind nach Angaben des US-Botschafters in Trinidad seit Freitag 20 Leute ums Leben gekommen.

D.J.

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