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Treuhand entsorgt schmutzige Wäsche

■ Die Rewatex AG wird an die Kölner Imhoff-Gruppe verkauft/ Rund 100 kleine Wäschereien werden privatisiert/ 60.000 von 210.000 Quadratmeter Gelände verkauft die Treuhand auf dem Markt

Köpenick. Schmutzige Wäsche ist die Spezialität der Rewatex AG. Vor allem im Ostteil gibt es viel zu waschen. Kein Wunder, daß sich daher die Investoren bei der Treuhand drängten, um Kaufangebote abzugeben. Sieger ist gestern die Imhoff Holding Gmbh aus Köln geworden, ein Konsortium, das vor einigen Jahren durch die Übernahme der Schokoladenfabrik Stollwerk von sich reden machte. Für eine »zweistellige Millionensumme«, so teilte der zuständige Treuhand-Vorsitzende Günther Rexrodt mit, wird sein Haus der Imhoff-Tochter Larose-Hygiene-Service GmbH den Zuschlag erteilen. Die Gruppe wird das Haus weiter unter dem eingeführten Namen Rewatex führen und soll hundert Prozent der Aktien erhalten. Der Käufer habe sich verplichtet, in den nächsten fünf Jahren 80 Millionen Mark zu investieren und von den 1.250 Mitarbeitern 950 zu übernehmen. Bis 1996 seien 700 Arbeitsplätze vertraglich gesichert.

Der Verkauf wird vor allem die Textilreiniger-Innung Berlin auf die Waschtrommel treiben. Schon im September 1991 wollte die Treuhand das traditionsreiche Unternehmen an die Imhoff-Larose-Gruppe abgeben, wütende Proteste der Innung sowie die Androhung eines kartellrechtlichen Verfahrens verhinderten damals den Abschluß. Denn Imhoff- Larose gehört bereits zu den Großen im »schmutzigen« Geschäft. In West-Berlin besitzt sie den Berliner Wäschedienst GmbH und seit kurzem auch die Wäschevermietung Helgoland. Ihr Marktanteil beträgt im Westteil rund 15 Prozent. Weil die Rewatex aber nach Insiderschätzungen einen Marktanteil von 75 Prozent hat und mit »Dumping-Preisen« offensiv in den Westteil drängt, sieht es »jetzt schlecht« für die mittelständischen Betriebe aus, wie Innungs-Chef Deus von Homeyer sagt. Eine Befürchtung, die die Treuhand nicht teilt. Die Nachverhandlungen und die jetzige Vereinbarung mit Imhoff-Larose enthalte eine »Mittelstands-Komponente«, sagte Rexrodt. Um zu verhindern, daß die westdeutschen Besitzer einen »dominierenden« Einfluß auf das regionale »Haushalts-Waschgeschäft« erhalten, werde dieser Bereich dezentralisiert. Der Vertrag sehe vor, etwa 30 derzeit stillgelegte Wäschereien aus der Rewatex herauszulösen und sie mittelständischen Existenzgründern zum Verkauf anzubieten. Zudem sollen über 100 von der Larose- Gruppe übernommene Wäschereien und Reinigungsbetriebe im »Franchise-Modell« privaten Betreibern zum Leasen angeboten werden. Als Pächter werden derzeitig Beschäftigte von Rewatex bevorzugt. Die modernste Großwäscherei von Rewatex, die IDE in Weißensee, wird nicht verkauft, sondern — weil ein Rückerstattungsantrag vorliegt — vorläufig für zwei Jahre an Larose verpachtet. Unbeschränkt verfügen dürfen die neuen Käufer also nur über den auf Haushaltswäsche spezialisierten Betriebsteil in der Köpenicker Spindlerstraße und die auf Krankenhaus und Hotelwäsche ausgerichtete Großwäscherei in der Grünauer Straße. Zusammen sind das 126.000 Quadratmeter Firmengelände.

Wie Rexrodt sagte, wird die Treuhand beim Verkauf an das Kölner Konsortium einen Gewinn machen. Von den 210.000 Quadratmeter Boden, die der Rewatex gehörten, sind Grundstücke im Umfang von 60.000 Quadratmeter herausgelöst. Darunter auch eine Feriensiedlung in Rügen. Diese Immobilien wird die Treuhand über eine Liegenschaftsgesellschaft auf dem Markt anbieten. aku

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