: Trend zur eigenen Firma
■ TürkInnen erwirtschaften rund zwei Prozent des deutschen Bruttosozialproduktes
Berlin (taz) – TürkInnen, die in Deutschland arbeiten, verdienen im Schnitt 2.200 Mark pro Monat und erwirtschaften gemeinsam genau 1,97 Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts. Das hat das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) an der Universität Essen herausgefunden. Damit entspricht der türkische Anteil am Bruttosozialprodukt in etwa dem der TürkInnen an der Bevölkerung in Deutschland. 2,5 Prozent aller Menschen in der Bundesrepublik kommen aus der Türkei.
Soviel zur Statistik. Weil die aber nichts darüber sagt, wie viele Menschen wieviel Geld verdienen und wer statt dessen Verwandte oder das Sozialamt anpumpen muß, hat das Zentrum zum erstenmal ausgerechnet, wie sich das Einkommen auf die TürkInnen verteilt. Und zwar folgendermaßen: Von den 2,049 Millionen TürkInnen in Deutschland haben nur 805.000 einen Job. 10 Prozent von ihnen arbeiten für einen Lohn in der untersten Einkommensklasse. Der liegt manchmal sogar unter dem Existenzminimum. Nur 9 Prozent der Erwerbstätigen verdienen mehr als 4.000 Mark im Monat. 16 Prozent der TürkInnen erwirtschaften ein Viertel des Gesamteinkommens.
Darüber hinaus geht der Trend zur eigenen Firma. Immer mehr TürkInnen machen sich selbstständig, haben die Essener ForscherInnen herausgefunden. Im vergangenen Jahr wurden 5.000 neue Firmen gegründet; insgesamt gibt es in Deutschland nun 47.000 türkische Unternehmen. Das ist ein Zuwachs von fast 12 Prozent. Im Vergleich zu 1990 hat sich die Zahl der Firmengründungen fast verdoppelt.
Der Umsatz der türkischen Selbständigen ist 1997 um 15 Prozent gestiegen, auf insgesamt 41,4 Milliarden Mark. Und das wiederum schafft Arbeitsplätze. 202.100 Menschen sind mittlerweile in türkischen Betrieben beschäftigt, berichtet das ZfT.
Lehrlinge sind jedoch selten dabei. Zwar könnten drei Viertel der Unternehmen ausbilden; mehr als zwei Drittel bezeichnen sich als „daran interessiert“. Bei 9 von 10 Betrieben bleibt es jedoch beim purem Interesse – nur 10 Prozent der Unternehmen bilden tatsächlich aus. Judith Weber
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen