Berlinalien etc.: Travolta im Anzug
■ Die Hälfte des Berlinale-Wettbewerbs steht fest, und wieder wird ein leiblich vorhandenes Staraufgebot versprochen
Nachdem wir uns im letzten Jahr von den Berühmtheiten dieser Welt als schnöde sitzengelassen betrachten mußten, darf man nun schon Tüchlein zum Winken und Rosen zücken: John Travolta kommt nach Berlin, um seinem Film „Get Shorty“ in der Regie von Barry Sonnenfeld einen gewissen Tusch zu verleihen. Wenn er denn kommt, wo die Berlinale doch berühmt ist für kurzfristige Absagen. Mitspielen bei „Get Shorty“ tun noch Gene Hackman, die außerordentlich hübsche René Russo und der nicht so rasend hübsche Danny DeVito. Es geht, pikanterweise, um die Rolle der Mafia im Filmgeschäft.
Das Wettbewerbsprogramm der Berlinale, die in diesem Jahr vom 15. bis 25. Februar stattfindet, steht jetzt zu über fünfzig Prozent fest und macht zunächst keinen schlechten Eindruck (was, wie sich letztes Jahr zeigte, nicht immer unbedingt etwas heißt). Jodie Foster kommt und bringt ihren eigenen neuen Familienfilm „Home for the Holidays“ mit Holly Hunter und der magnifiken Anne Bancroft nach Berlin.
Einige hochinteressante Schauspielerkonstellationen sind zu verzeichnen: In „Les Menteurs“, einem französischen Film von Elie Chouraqui, spielt Lorraine Bracco neben Valeria Bruni-Tedeschi (kann sich immer nicht entscheiden, war in „Oublie moi“ und von den Cahiers unangemessen imposant gefeiert worden) – und Jean- Hugues Anglade, der in der „Bartholomäusnacht“ diesen fantastischen Karl spielte.
In „Halq el wad – un été à la Goulette“ von dem Tunesier Ferid Boughedir spielt Claudia Cardinale neben Gamil Ratib; es geht um die friedliche Koexistenz von Christen, Juden und Muslimen in Tunesien. Und das Thema von „Jeon Tae II“, der nur mit Hilfe der Gewerkschaften finanziert werden konnte, ist Kinderarbeit in Korea.
Emma Thompson, die sich zu Recht in klassischen Literaturverfilmungen besonders wohlfühlt, hat das Drehbuch zu „Sense and Sensibility“ nach dem Roman von Jane Austen geschrieben. Richard Loncraine wiederum hat „Richard III“ mit Ian McKellen und Anette Bening verfilmt, nun ja, und dann ist naturgemäß auch der neue Film von Bertrand Blier dabei – mit Sabine Azéma (Sie wissen schon: die sich so ulkig vervielfältigen konnte in „Smoking/ No Smoking“).
Als erster deutscher Film wurde Dani Levys „Stille Nacht“ eingeladen, ein Titel, der womöglich unfreiwillig viele Schatten vorauswirft, auch wenn man bei Levy („RobbyKallePaul“, „I was on Mars“) prinzipiell hoffnungsvoll gestimmt sein darf.
Insgesamt werden etwa 25 Filme im Wettbewerb laufen. Und wir wiederum werden natürlich für Sie laufen und Sie, denken Sie nur, auf demselben halten, hoar, har, har. (Leise verklingend). mn
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