: Trauriger Texaner
Akustische Gitarren und eine ordentliche Portion Wehmut sind zwar nicht unbedingt und ausschließlich aufeinander bezogen, es lässt sich auch ohne Instrument gut traurig sein oder mit demselben fröhlich, aber ganz gut zusammenpassen tut das schon recht oft. Der schüchtern dreinschauende junge Mann da nebenan zum Beispiel heißt Micah P. Hinson und macht Musik. Wenn man die hört, ist es schwer zu glauben, dass jemand mit dieser äußeren Erscheinung so klingen kann. Das Leid eines langen Lebens liegt in seiner verletzlichen Bassstimme, und auch wenn die Biografie ihn als Betäubungsmittelmissbräuchler und Exknacki ausweist, bleibt die Diskrepanz zwischen der reifen Stimme und dem Milchgesicht doch irgendwie surreal. Insofern geht es gar nicht anders, als auf sein Konzert zu gehen und sich zu überzeugen, dass das wahr ist. Und: Man sollte nicht allzu lange damit warten. Noch bespielt Hinson hierzulande Clubs intimerer Größe. Wer weiß, wie schnell sich so was ändert. Niemand würde sich mit der Prognose einer auch kommerziell sehr erfolgreichen Zukunft zu weit aus dem Fenster lehnen. Zweifellos ist Micah P. Hinson gerade dabei, sich mit seinem schwermütigen Songwriting in Folk und Country Gewicht verschaffen.
■ Micah P. Hinson: 24. November, 20 Uhr, 13 €. Privatclub, Pücklerstr. 34