: Transrapid auf Voscherau-Linie
Eigentlich soll er ja verbinden, Menschen und Metropolen. Momentan teilt er aber nur, Menschen und Meinungen: Der Transrapid sorgte gestern für lebhaftesten Austausch unterschiedlichster Ansichten.
Bürgermeister Henning Voscherau ließ aus der Noch-Hauptstadt verlauten, daß er mit der Bonner Pro-Transrapid-Entscheidung sowas von zufrieden sei, daß er kaum an sich halten könne. Freuen dürfte er sich auch darüber, daß in der heimischen SPD, die sich gegen den Magnetschweber ausgesprochen hatte, gestern Funkstille herrschte. Fraktions-Verkehrsexperte Werner Dobitz sah sich „erst morgen“ zu einer Stellungnahme fähig; die Partei schwieg sich völlig aus, da der Landesvorsitzende Jörg Kuhbier im Urlaub weilt.
Dafür klang der Jubel beim Senats-Kooperationspartner Statt Partei umso lauter. Fraktionsboß Markus Wegner „begrüßte“ die Entscheidung, sein Kollege Cord Schellenberg verwies stolz auf „den Sieg der Voscherau-Statt Partei-Linie“.
Geteilte Meinungen ertönten bei der Opposition. GAL-Verkehrsexperte Martin Schmidt sprach von einer „Entscheidung gegen jede ökologische, verkehrs- und finanzpolitische Vernunft“. Der Transrapid, so prophezeite Schmidt, „fährt mit Höchstgeschwindigkeit in die Sackgasse“. Hamburgs CDU-Chef Dirk Fischer hingegen prognostizierte der Magnetbahn eine güldene Zukunft: „Neue Impulse in Wirtschaft, Arbeitsplätzen und Tourismus“ seien zu erwarten. Und Fraktionschef Ole von Beust fand schlicht „einen Grund zur Freude“.
„Aktiven Widerstand“ kündigte demgegenüber der Kieler Bundesratsminister Gerd Walter an. Das Votum für den Transrapid sei „eine falsche Weichenstellung“ für eine „verkehrspolitisch falsche und unwirtschaftliche Strecke Hamburg - Berlin“. Die SPD-Regierung des nördlichsten Bundeslandes – die gegen den Transrapid gestimmt hatte – werde mit „allen politischen Mitteln gegen den Bau dieser unsinnigen Trasse vorgehen“. Sven-Michael Veit
Foto: Markus Scholz
Siehe auch Bericht Seite 2
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