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■ QUERBILDToy Story

Männerfreundschaft: Ihrem Entstehen sind soviele emotionale Hindernisse entgegengestellt, und eigentlich erst, wenn man sich gegenseitig einmal das Leben gerettet hat, ist der Treueschwur der „echten“ Männerfreundschaft so richtig herzig gegründet. Das klingt verdammt nach der Einleitung zu einem weiteren, langweiligen Wim-Wenders-Roadmovie oder einem Neo-Western mit Sozial-Appeal, ist aber ganz falsch. Toy Story ist nämlich ein altes Sujet, verlegt in die Welt zum Leben erweckten Spielzeuges. Und nicht nur diese Metamorphose macht den Kampf zwischen der Cowboy-Puppe Woody und dem Space-Ranger Buzz Lightyear um die Anführerschaft in Andys Kinderzimmer zu einem überraschend guten Film.

Abstecher in psychologisierende Vorlagen und Zitate aus der Avantgarde- und Punk-Kunst in diesem ersten vollständig am Computer animierten Spielfilm steigen durchaus unter die Ebene eines flotten Familienfilms. Die gefolterten Puppen des Punk-Buben Sid etwa sind den Kunstmonstern der Survival Research Labratories abgeguckt und die Entdeckung der wahren Identität einer Plastikpuppe ist nicht ohne Feingefühl entwickelt.

Die Geschichte: Woody ist der Chef, weil Andys Liebling. Er führt – immer wenn kein Mensch guckt und die Plastiksaurier, der Dackel, die Soldaten und alle anderen Puppen ihr komisches und den menschlichen Projektionen genial abgegucktes Eigenleben führen – ein softes Regiment mit verhaltener Klugheit. Als der tumbe Andy Buzz Lightyear, einen Sternenkämpfer mit vielen Features, geschenkt bekommt, ist damit Schluß. Da Woody aus Eifersucht Buzz aus dem Fenster stürzt, verstoßen ihn die anderen, und er muß Buzz retten, um rehabilitiert zu werden. Kompliziert wird diese Rettung, weil Buzz fest davon überzeugt ist, tatsächlich ein Space-Ranger zu sein.

Wie die beiden nun ihre Abenteuer aus der Froschperspektive in der Hölle einer amerikanischen Randsiedlung erleben, entfaltet eine ähnlich subtile und humorige Kritik am us-amerikanischen Lebensstil wie etwa Romeros Zombie oder Edward mit den Scherenhänden. Nur daß Toy Story seine Gesellschaftssatire rasant und kindgerecht verpackt. Ein prima Unterhaltungsfilm. tlb

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