: Tower Bremen statt Platte Berlin
■ Flugsicherung Bremen wird größer, Zentrale Berlin macht zu
Die neue Flugsicherungszentrale Nord hat ab dem Jahr 2003 ihren Sitz in Bremen. Diese Entscheidung fällte gestern die Geschäftsleitung der Deutschen Flugsicherungsgesellschaft (DFS), in Offenbach. Der Standort Berlin wird geschlossen.
Damit müssen rund 280 FluglotsInnen von der Spree an die Weser ziehen. Zusätzlich werden die Anflugkontrollstellen Hamburg und Hannover in Bremen konzentriert. Insgesamt kommen 360 zusätzliche FluglotsInnen nach Bremen. Mehr als 700 Beschäftigte sollen in der neuen Zentrale arbeiten. Sie sind dann zuständig für den gesamten norddeutschen Flugraum bis hinunter nach Kassel.
Ausschlaggebend für die Standortwahl Bremen waren wirtschaftliche Gründe – vor allem erhebliche, Einsparungen bei Sach-, Kapital- und Personalkosten. Laut DFS-Sprecher Clemens Bollinger betragen diese Einsparungen etwa 27 Millionen Mark pro Jahr.
Klaus-Peter Henning, Chef der hiesigen Zentrale, sagte: „Es war eine rein ökonomische Entscheidung. Der Hauptstadtbonus war einmal nicht ausschlaggebend.“ Denkbar wäre nämlich auch der umgekehrte Fall gewesen. Die Entscheidung Bremen oder Berlin war knapp. Darum ging gestern nach Bekanntwerden des Votums für Bremen auch ein Aufatmen durch die hiesige Belegschaft. „Viele Kollegen sind hier seßhaft geworden und haben ein eigenes Haus. Das hätte man ungern gegen eine Ostberliner Plattenbauwohnung eingetauscht“, beschrieb Henning die Stimmung im Bremer Tower.
Auch Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) begrüßte die 360 neuen FluglotsInnen: „Der Ausbau des DFS-Standortes bringt 360 hochwertige Arbeitsplätze. Das bedeutet für mich eine wesentliche Unterstützung der bremischen Bemühungen zur Stabilisierung und Umstrukturierung der Wirtschaftslage Bremen.“
Der Zusammenlegung der Standorte Bremen und Berlin folgt die Vereinigung der Zentralen Düsseldorf und Langen/Frankfurt. Eine Entscheidung über das Zusammengehen von Karlsruhe und München ist noch nicht gefallen. Zuerst soll die Zukunft der Zentrale in Maastricht geklärt werden.
Mit dieser Rationalisierung folgt die DFS einer Privatisierungsauflage des Bundestages, wonach die Flugsicherung streng wirtschaftlich berieben werden muß. Mit dem Konzept, drei von sechs Zentralen zu streichen, strebe man „jährliche Einsparungen in mehrstelliger Millionenhöhe an“, sagte DFS-Sprecher Bollinger. Von dem Konzept sind 550 der 4.850 DFS-MitarbeiterInnen betroffen. Der Umzug soll nicht vor dem Jahr 2000 beginnen. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen, betonte Bollinger zudem. jeti
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