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Archiv-Artikel

südwester Totos Tränen

Am Känguru-Gehege des Serengeti-Parks Hodenhagen hat sich eine Menschenmenge gebildet, ganz vorne am Zaun hält eine dicke Frau im Safarilook ihr Fotohandy hoch. „Weg da!“, kreischt sie, als ein weißhaariger Herr sich vorzudrängen versucht. Kurzes Gerangel, der weißhaarige Herr geht zu Boden, zückt noch im Fallen seine Digitalkamera und drückt ab. „Ich hab ihn, ich hab ihn“, brüllt er, ehe er von Tierwärtern abtransportiert wird.

Die Ursache der Aufregung, das ausgebrochene und wieder eingefangene Känguru Toto, sitzt derweil apathisch im hintersten Winkel des Geheges. Das Tier ist abgemagert, unberührt geblieben ist das Obst, das man ihm hingelegt hat. „Es ist schon traurig“, murmelt ein Mann mit Hut, der sich auf die Zehenspitzen stellt, um einen Blick zu erhaschen auf das traurige Beuteltier. Er sei in russischer Gefangenschaft gewesen, sagt der Mann, er könne Toto verstehen.

„Da!“, schreit er plötzlich – und tatsächlich, Toto setzt sich in Bewegung. Er hüpft zwei Sätze, kommt näher, nimmt Anlauf. Die Fotohandys klicken, für einen kurzen Augenblick ist Totos Gesicht ganz nah. Dann rutscht das Känguru-Männchen am Zaun ab. Für einen neuen Fluchtversuch ist es zu schwach.

Ich habe sein Gesicht gesehen. In Totos Augen standen Tränen.