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■ Das PortraitToter Journalist

Als Journalist der linken türkischen Tageszeitung Evrensel (Universal) berichtete er über Themen, die keine Freude bereiten: über die alltägliche Gewalt in der türkischen Gesellschaft; über Demonstrationen, die die Polizei zusammenknüppelte; über Beerdigungen von Oppositionellen, die in Polizeihaft zu Tode kamen. Nichtsdestotrotz bewahrte er sich stets den Optimismus, daß sich die Dinge zum Guten wenden.

Der 27jährige Journalist Metin Göktepe, gerade 27 Jahre alt, war einer, der sich jeden Samstag Woche für Woche im Istanbuler Stadtteil Galatasaray einfand, um über den stillen Protest von Menschen, deren Familienangehörige vermißt oder von den Todesschwadronen ermordet worden sind, zu berichten. Die Istanbuler Gerichtsmedizin – hier werden die offiziellen Autopsiebefunde getöteter Menschen bekanntgegeben – war einer seiner Arbeitsplätze.

Göktepe ist tot. Sein Arbeitstag endete dort, wo er begonnen hatte – bei der Istanbuler Gerichtsmedizin. Dort wartete er am 8. Januar auf die freigegebenen Leichen der im Istanbuler Gefängnis Ümraniye zu Tode geprügelten politischen Häftlinge. Göktepe wollte über ihre Beerdigung berichten. Doch wie alle, die sich dem Ort der Trauer näherten, wurde er von der Polizei festgenommen und zusammen mit über tausend Menschen in eine Sporthalle gepfercht. Augenzeugen berichten, wie die Polizisten auf Göktepe einprügelten, obwohl er immer wieder „Ich bin Journalist“ schrie. Unweit der Sporthalle wurde Göktepe tot aufgefunden. Gewalteinwirkung von außen, Gehirnblutung, Tod – so das Ergebnis des Autopsiebefundes.

„Ein Mord ist begangen worden, und die Verantwortung für diesen Mord liegt bei der Polizei“, sagt der Vorsitzende des türkischen Journalistenverbandes, Nail Güreli. Die Polizei bestreitet noch Metin Göktepe, von der Polizei in Istanbul totgeschlagenFoto: taz-Archiv

nicht einmal Göktepes Festnahme. Doch er sei nach seiner Freilassung in einem Teegarten tot umgefallen. Die Gewaltspuren an dem Körper seien unerklärlich.

Der Zynismus ist grenzenlos. Schon heute steht fest, daß das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft ebenso wie die internen Ermittlungen der vom Innenminister ernannten Kommissare im Sande verlaufen werden. 25 unaufgeklärte Journalistenmorde in fünf Jahren sprechen für sich. Dank der Polizei bleibt die Türkei ein Paradies für Mörder. Ömer Erzeren

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