■ Kommentar: Totengräber Radunski
200.000 Zuschauer pilgern jährlich zum Tempodrom. Damit ist das Veranstaltungszelt die größte Kultureinrichtung Berlins und zugleich eine der beliebtesten. Nicht nur die zahlreichen Besucher von Musik- und Performances-Spektakeln gehören zu den Anhängern des Tempodroms, sondern auch der ehemalige Kultursenator Volker Hassemer, Bundesbauminister Klaus Töpfer und die Vorstandsriege der Daimler-Tochter debis. Einer freilich, der sich von Amts wegen eigentlich für das Tempodrom einsetzen müßte, fehlt in der Unterstützerszene: Kultursenator Peter Radunski. Nicht nur, daß der „Zigeunerbaron“ (Claus Peymann) in einem Akt vorauseilenden Gehorsams gegenüber der Lärmempfindlichkeit des Bundeskanzlers dem Tempodrom gekündigt hat. Radunski setzt auch den Bau des neuen Tempodroms am Anhalter Bahnhof aufs Spiel. Immerhin hätte das Tempodrom – bei einem laufenden Vertrag – gewisse Chancen, die Entschädigungsansprüche für den Umzug gegenüber der Bonner „Deutschen Stadtentwicklungsgesellschaft“ (DSK) durchzusetzen. Mit einer Kündigung und der drohenden Räumung im Nacken sinkt freilich die Chance, den Neubau zu einem Viertel mit den eingeplanten Entschädigungsgeldern zu finanzieren. Statt das Tempodrom zu unterstützen, macht sich Radunksi damit auf den Weg, als Totengräber der größten Berliner Kulturinstitution bezeichnet werden zu dürfen. Dies ist um so skandalöser, als der CDU-Politiker nicht müde wird, Parteifreunden wie dem Konzertmonopolisten Schwenkow Millionen hinterherzuwerfen. Uwe Rada
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