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Tote Kaiser und lebende Häftlinge

■ Ehemalige KZ-Insassen fordern Schadensersatz von der HEW

Wenn es darum geht, das Image aufzupolieren, sind die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) schnell und spendabel. Nur einen Tag, nachdem das „Abendblatt“ am Donnerstag einen Spendenaufruf startete, um die 19 vom Zerfall bedrohten Bronze-Kaiser zu retten, die die Fassade des Hamburger Rathauses schmücken, übernahmen die HEW die „Patenschaft“ für eines der Oberhäupter.

Für 75.000 Mark aus der Kasse des Hamburger Strommonopolisten darf Lothar von Sachsen in neuem Glanz erstrahlen. Geht es um die Entschädigung noch lebender KZ-Häftlinge, die für die HEW im Dritten Reich Arbeitsdienste verrichteten, greift das Energieunternehmen allerdings nicht so schnell ins eigene Portemonnaie.

Am Mittwoch erhielten die HEW Post von neun ehemaligen polnischen Häftlingen des Konzentrationslagers Neuengamme, die zwischen 1944 und 1945 gezwungen worden waren, das HEW-Kohlekraftwerk Alt-Garge mit aufzubauen. Sie teilten dieses Schicksal mit rund 500 weiteren Kriegsgefangenen, von denen 49 die anstrengenden Arbeitseinsätze nicht überlebten. In ihrem Schreiben fordern die heute überwiegend in Warschau lebenden Ex-Häftlinge „eine Entschädigung für unsere überaus schwere Arbeit in äußerst schweren Bedingungen“.

Die Electricitätswerke wollen nach eigenen Angaben zunächst einmal überprüfen, ob die polnischen Ex-Häftlinge bereits aus einem Fonds entschädigt wurden, der von der Bundesrepublik zur Verfügung gestellt wurde. Erst danach werde das Energie-Unternehmen „wohlwollend über das weitere Vorgehen entscheiden“.

So „wohlwollend“ waren die HEW nicht immer. Als vor Jahren ein anderer Ex-Häftling Entschädigung forderte, lehnte der Stromkonzern diese brüsk ab. Und berief sich dabei indirekt auf das „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“, das 1945 vom Alliierten Kontrollrat annulliert worden war. Dessen Begründung: Es sei halt ein typisches Nazi-Gesetz. M. Carini

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