: Tonnenschwere Königinnen
Achten Sie auf die Bierflaschen: „Queens Of The Stone Age“, ehemals Retter des Rock, gastieren in der Großen Freiheit
Eine handgezupfte Gitarrenballade am Anfang, dann aber geht es richtig los auf dem jüngsten Album Lullabies to Paralyze: knochentrockene, rohe 70er-Rock-Riffs in Hochgeschwindigkeit, dazu eine zitternde Klagestimme, die aus den tiefen Grotten des Schwermetalls ihren Weg auf dieses Album gefunden haben mag. Sind die Kalifornier von Queens Of The Stone Age tatsächlich die Retter der Rockmusik? Oder selbst nicht mehr zu retten? Schwer zu sagen. Judas Priest jedenfalls, angeblich ja höchstselbst die Erfinder des Heavy-Metal-Genres, sind ganz, ganz große Fans von Queens Of The Stone Age.
Angefangen hat alles schon Mitte der neunziger Jahre: Damals hatte Joshua Homme seine Band Kyuss verlassen, um nach verschiedenen Projekten – mit den Screaming Trees, Soundgarden oder Monster Magnet – eine neue Band zu gründen. Ganz so anders klangen Queens Of The Stone Age dann auch nicht mit ihrem tiefen, psychedelischen, tonnenschweren Stoner-Rock.
Ihr eingangs erwähntes, im März erschienenes viertes Album Lullabies to Paralyze – entstanden unter Mitwirkung von ZZ Top-Blues-Bart-Rocker Billy Gibbons und Shirley Manson (Garbage) – ist bei echten Fans ein bisschen umstritten: Mancher meint, die Band mit dem Faible für ständige Besetzungswechsel hätte das Händchen für echte Hits verloren.
Und tatsächlich mäandern Josh Homme, Troy Van Leeuwen und Joey Castillo diesmal etwas unbeholfen zwischen wuchtig-brachialen Gitarrenriffs und spleenigen Soundexperimenten aus der Rockoper herum. Es dauert länger als früher, bis sich Songs wie „The Blood Is Love“ oder „Someones In The Wolf“ im Ohr festbeißen. Schwächelt die Band? Ein wenig. Was Sie aber nicht davon abhalten sollte, sich für den Besuch des anstehenden Konzerts der Kalifornier mit Ohrenschützern auszustatten.
Und, ach ja, achten Sie bitte nicht auf die dargebotenen Texte – die raunen von Wolfsblut, Hexenverbrennungen und ähnlichem Düsterkram –, stattdessen bitte sehr auf fliegende Bierflaschen. Vor allem, wenn Sie direkt vor der Bühne stehen. Denn immerhin wurde Queens-Gründer Josh Homme gerade erst zu drei Jahren auf Bewährung und jeder Menge Therapiesitzungen verurteilt, weil er Blag Dahlia, dem Sänger der nicht minder hart rockenden Dwarves, eine Bierflasche auf den Kopf geschlagen hatte. Da geht es ja beinahe zu wie in der Steinzeit!Marek Storch
Mo, 29. 8., 21 Uhr, Große Freiheit