: Tolerant und dezimiert
■ RaucherInnen am Arbeitsplatz
Während man sich in Bonn über ein neues Anti-Raucher-Gesetz ereifert, ist das Problem in den meisten Hamburger Betrieben längst gelöst: Der Trend zum Nichtrauchen hält unerbittlich an, unverbesserliche Anhänger des blauen Dunstes müssen Rücksicht nehmen. Bei längeren Besprechungen rauchen höchstens die Köpfe, und in Großraumbüros werden Raucher in eine kleine Ecke abgeschoben. Betriebsvereinbarungen oder gar Verordnungen der Geschäftsleitung sind dazu in der Regel nicht nötig.
„Das Problem hat sich durch die geringere Zahl der Raucher weitgehend entschärft“, sagt Karl-Heinz Schult-Bornemann von der Esso AG. In großen Büroräumen sitzen Raucher und Nichtraucher getrennt, so daß die Raucher nur noch ihre Gesinnungsgenossen belästigen können. Der Otto Versand setzt zudem auf „Toleranz“: Die Raucher, so Sprecher Detlev von Livonius, nehmen überwiegend Rücksicht, weil sie die Bedürfnisse der Nichtraucher anerkennen. Selbst die Hamburger Sparkasse (Haspa), das größte Institut dieser Art in Europa, verzichtete bislang auf eigene Raucherräume. Dabei kommt es den nichtrauchenden Kollegen zugute, daß der Trend - weg vom Großraumbüro - wieder zu Einzel-, Zweier- und Dreierbüros geht, die dann eben jeweils nur mit Rauchern oder Nichtrauchern bestückt werden.
In zwei Betriebsbereichen allerdings wird das harmonische Nebeneinander besser durch Verordnungen ermöglicht: Die Kantinen sind bei fast allen Unternehmen strikt in Raucher- und Nichtraucher-Zonen unterteilt. Und die Pausenräume in den unmittelbaren Produktionsbereichen, wo in der Regel aus Sicherheits- oder produktionstechnischen Gründen ohnehin Rauchverbot herrscht, wurden häufig verdoppelt. Bei der Hamburger Chemiefirma Beiersdorf beispielsweise verbringen Nikotin-Abhängige und -Gegner ihr Päuschen streng für sich.
Eckart Gienke
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