: Tod durch Trasylol
Ein Blutstiller des Bayer-Konzerns beunruhigt die US-Arzneiaufsicht. Bereits im Januar wurde gewarnt
BERLIN taz ■ Das Bayer-Medikament Trasylol sorgt für Unruhe in der für Arzneiaufsicht zuständige US-Behörde FDA. Für 2005 seien eine hohe Zahl von allergischen Reaktionen und zehn Todesfälle berichtet worden, die auf das Mittel zurückgeführt würden, berichtete die FDA am Mittwochabend. Gestern wollte ein Ausschuss der Behörde über das weitere Vorgehen beraten. Ergebnisse lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.
Trasylol ist ein Blutstiller und wird vor allem bei Operationen mit hohem Blutverlust eingesetzt. Das Medikament macht nicht zum ersten Mal negative Schlagzeilen. Erst im Januar verwies eine Studie auf lebensgefährliche mögliche Nebenwirkungen wie Nierenversagen, Schlaganfälle und Herzversagen. Danach kündigten drei deutsche Herzzentren an, auf das Präparat ganz oder teilweise verzichten zu wollen. Peter Sawicki, Direktor des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, schätzte damals, dass in Deutschland bis zu 300 Todesfälle durch Trasylol verursacht werden und forderte ein Moratorium für die Arznei.
Dass die FDA sich nun mit dem Medikament beschäftige, sei sinnvoll, sagte Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen Bayer-Gefahren. Allerdings müssten auch die europäischen und deutschen Behörden aktiv werden. Bei Bayer hieß es, man überprüfe das Medikament laufend auf seine Sicherheit und gebe regelmäßig Berichte an die US-Gesundheitsbehörde. Der Konzern habe auch die Schulungen für Ärzte verstärkt. Klinische Studien und über zehn Jahre der Anwendung nach der Zulassung bewiesen ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil des Mittels. Der Umsatz des Präparates lag 2005 bei 230 Millionen Euro.
STEPHAN KOSCH