American Pie: Tiefe Taschen
■ NBC und Turner wollen neue Football-Liga
Helter Skelter in the summer swelter
„Von Anfang an zum Untergang verdammt“, lautete das Motto einer Talkshow zu den Plänen, eine neue Football-Liga in Nordamerika zu gründen. Aber nicht überall waren die Reaktionen derart skeptisch. „Wenn Ted bei irgendwas beteiligt ist, muß man die Sache ernst nehmen“, sagte Steve Rosner, Vizepräsident einer Sportmarketinggesellschaft, die 40 Spieler der National Football League (NFL) unter Vertrag hat. Ted, das ist kein anderer als CNN-Gründer Ted Turner, der gemeinsam mit dem Fernsehsender NBC hinter den Plänen für eine Konkurrenzliga zur NFL steckt. NBC und Turner Broadcasting, das im Besitz von Time Warner ist, haben vor kurzem die Fernsehrechte an der NFL für mindestens fünf Jahre verloren und sind entsprechend sauer.
„Beide Parteien sind in der Mitte einer intensiven Untersuchung und Entwicklungsanalyse“, bestätigte NBC die Ernsthaftigkeit des Vorhabens. Die Alternativliga könnte frühestens 1999 starten und soll, wie verlautet, parallel zur NFL laufen. Der letzte, 1986 fehlgeschlagene Versuch, eine weitere Liga zu etablieren, hatte auf einem anderen Konzept beruht. Die US Football League (USFL) spielte damals nach der NFL-Saison im Frühling. Sie konnte aber genausowenig überleben wie die World Football League, die 1979 aufgab.
Einer, der in der USFL bei Los Angeles Express spielte, ist Steve Young, heute Quarterback der San Francisco 49ers. Young hält es für möglich, daß die Turner-Konstruktion Erfolg haben könnte. „Wenn du Fernsehgeld hast, hast du eine Chance. Es wäre närrisch anzunehmen, daß dies nicht so ist.“ Außerdem, meint er, wäre das Risiko für NBC gering: „Wenn sie 100 Millionen Dollar in eine neue Liga investieren und alles verlieren, haben sie immer noch 400 Millionen gespart.“ 500 Millionen Dollar pro Jahr hätte der Sender lockermachen müssen, um die NFL-Rechte zu kriegen.
Andere Spieler sehen in dem Projekt nicht soviel Sinn. „Um eine Chance zu haben, müßten sie eine Menge Geld für Spieler mit großen Namen zahlen“, bemerkt Bruce Armstrong von den New England Patriots nicht ohne Logik, „und das würde keinen Sinn machen. Schließlich wollten sie ja Geld sparen, als sie die Verträge mit der NFL nicht unterschrieben.“
Die Skepsis überwiegt, aber die meisten sind einig mit dem Sportmarketing-Vizepräsidenten Rosner. „Wenn es jemand schaffen kann“, sagt der, „dann NBC und Turner. Die haben tiefe Taschen.“
Gelassen reagierte bisher die NFL. „Im Moment kein Kommentar und keine Reaktion“, sagte Sprecher Greg Aiello. Redseliger war Vince Wladika vom Sender Fox: „Wir haben die NFL – und das ist es, was die Leute wollen.“ Matti Lieske
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen