■ Sweet Home: Thränhardt scheint nur Bratwurstchef
„Wo soll man denn hier sonst hingehen, wenn man sich in Ruhe unterhalten will?“ So erklärt der Boxer Sven Ottke, warum er gern das Deutsche Haus frequentiert. In dieser Einrichtung finden morgens die deutschen Pressekonferenzen statt. Tatsächlich ist es eine Oase der Ruhe im hektischen, überfüllten Atlanta. Zumindest tagsüber. Abends ist auch das Deutsche Haus samt Garten überfüllt. Grillwürstchen, Steaks, Spieße, Salat, Getränke gibt's umsonst, dazu schrammelt Livemusik. Grund genug für Zugangsberechtigte jedweder Couleur, „The Mansion“ als Treffpunkt, Infobörse, Kommunikationszentrum, Ruheplatz oder Festgelände zu nutzen.
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Frischgebackene Olympiasieger kommen ins „Mansion“. Sie sind erkennbar an den baumelnden Medaillen und fortgeschrittenen Graden von Trunkenheit. Funktionäre, Sponsoren, Fernsehleute, ehemalige Olympioniken wie Ulrike Meyfarth, Michael Groß, Jürgen Hingsen, Detlef Schrempf kommen auch. Und leicht bestechliche Vertreter der Tagespresse, die bei Witterung von Bratwurstduft sämtliche Grundsätze auf der Stelle vergessen. Jeder muß sehen, wo er einen freien Stuhl findet. Dadurch entstehen mitunter kurios besetzte Gesprächsrunden und ziemlich kuriose Gespräche, die man zu fortgeschrittener Stunde, ob man will oder nicht, auch aus größerer Entfernung kaum ignorieren kann.
„The Mansion“ ist normalerweise eines der edelsten Restaurants Atlantas. Im Moment müssen die Gourmets woanders hingehen, um Platz für die Teutonen zu schaffen. Finanziert wird die ganze Sache vom „Team Olympia“, einem Zusammenschluß verschiedener Sponsoren. Gastgeber ist also nicht Carlo Thränhardt, auch wenn es so scheint, weil er immer da ist. Matti
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