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Archiv-Artikel

Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Den Weg durch die Europäische Clubnacht heute in Berlin muss man schon selber finden, aber vielleicht schaut man ja einmal bei den Ländern vorbei, die man musikalisch sonst nicht auf der Rechnung hat. Und kurz wenigstens möchte man mit dem Gedanken spielen, dass bei so einer Clubnacht hinter den Türen dann die ganzen Impromusiker sitzen und so stoisch wie je ihre Arbeit verrichten, während das hereinschwappende Publikum es, irritiert von so manchmal halt auch seltsam klingenden Musiken, wahrscheinlich nicht mal bis zum Tresen schafft, also wenigstens nicht in der Mehrheit. Wird wohl nichts werden mit einer groß angelegten Clubnacht für Impromusik, und außerdem soll man ja niemand zu seinem Glück zwingen. Was nun nicht heißt, dass nicht auch Impro höllisch unterhaltsam sein kann, selbst wenn sie eher selten zum Tanzen taugt. Am Samstag im Ausland kann das alles Mögliche von Knistern und Krach und Klangpointillismus über Folk und Rock bis zur russischen Romanze sein. Alles, was nur an der Gitarre möglich ist, gespielt von Olaf Rupp, Leonid Soybelman und Rico Repotente, in Solos, Duos und Trios. Mehr Impro am Sonntag im Exploratorium Berlin, mit dem musikalischen Noise-Einmanntheater David Moss und dem spanischen Ensemble Sin Red. Und wie das mit dem Ego zu vereinbaren ist, wenn man immer nur als „der Bruder von …“ durchs Leben gereicht wird, kann man am Mittwoch im Yorckschlösschen Chris Jagger fragen, der eben der Bruder von Mick ist und im Wesentlichen auch das Gleiche macht, nämlich Rhythm & Blues und Rock ’n’ Roll. Leider vergessen bei der Europäischen Clubnacht wurde ja Japan, wo so wunderbar alle verfügbaren Musikmodelle mit Charme und Chuzpe nachgearbeitet werden: auch Tango, den die einstmalige Miss Sapporo Anna Saeki gleichfalls am Mittwoch im Quasimodo singt.

Rupp, Repotente, Soybelman: Ausland, Sa, 21 Uhr

David Moss, Sin Red: Exploratorium Berlin, So, 20 Uhr. 5–10 €

Chris Jagger & Charlie Hart: Yorckschlösschen, Mi, 21 Uhr. 6 €

Anna Saeki: Quasimodo, Mi, 22 Uhr. 20 €