WOCHENÜBERSICHT: KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Eigentlich hat man gehofft, sich wenigstens in den eigenen Nischen vor so Vokabeln drücken zu können, die ansonsten das deutsche Unterhaltungsreich fest im Griff haben, nie wollte man von „… sucht den Superstar“ schreiben, weil man ja nicht zu allen Sachen seinen Senf dazutun muss. Und jetzt passiert es doch: Weil sich am heutigen Freitag nun auch der Schokoladen auf die Suche macht, nach seinem Superstar, und nach der Superstar-Schlagzeile nennt man’s mit dem abgespreizten kleinen Finger „Festival de la Chanson de Schokoladen“. Was nicht per se eine tolle Sache ist. Wer aber nur einmal im Schokoladen sein Bier getrunken hat, weiß, dass einem das Amüsement hier nicht blöd kommt, bestimmt trifft man Bekannte aus der Berliner Musik- und Lesebühnenszene. Einfaches Regelwerk: maximal zwei MusikerInnen mit maximal zwei Eigenkompositionen und eine fachkundige Jury. Das zur Geselligkeit. Und zur Andacht: Aerogramme am Montag im Maria. Schotten. Eine Chemikal-Underground-Band, wie Mogwai, und auch Aerogramme haben im Herzen viel Platz für das raumgreifende Format. Sie lieben den Breitleinwandpop, wo es braust und schwelgt und man übers weite Land mit seinen Streicherheeren Ausschau hält, wo man seine Wollust an Erhabenheit mit hübschen Noise-Explosionen noch schärft und wo man zwischendurch doch gern bei einer kleinen Dorfkirche der gefälligen Melodie Einkehr hält. Noch mehr (die alten) Genesis als Radiohead, im Vorprogramm die ähnlich gestimmten Oceansize. Das die Andacht. Und für den praktizierten Glauben: Sharon Jones and the Dap-Kings am Mittwoch in der Heeresbäckerei. Kein Surrogat. Nicht nur die naturidentischen Ersatzstoffe. Das ist das richtige Ding. Funk. Bläsersatz links. Die züngelnde, stichelnde Gitarre rechts. Soul im Stand von 1968. Also zur richtigen Zeit.